Blaue und goldene Stunde sind für mich die schönste Zeit des Tages, um zu fotografieren.
Deshalb räume ich hier mal mit ein paar hartnäckigen Lügen auf:
Inhalt
Lüge Nr. 1: Goldene Stunde ist die Stunde vor Sonnenuntergang bzw. nach Sonnenaufgang
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die goldene Stunde die Stunde vor Sonnenuntergang bzw. nach Sonnenaufgang ist.
Na ja. Ich nehme es mal genau und nehme die Zeit mit den schönen roten Wolken dazu, in der die Sonne schon weg ist. Das tun auch die meisten Apps. Oft ist die goldene Stunde auch länger als eine Zeitstunde. Nur zur Sonnenwende ist sie so kurz.
Um den genauen Zeitpunkt der blauen und goldenen Stunde zu bestimmen, nutze ich neben der Golden Hour App, die sehr schön einfach aufgebaut ist, die App PhotoPills, die etwas komplizierter daher kommt.
Damit kannst du nicht nur planen, wann du in den nächsten Tagen fotografieren gehst.
Gerade für die Urlaubsplanung ist so eine App hilfreich, da die Zeiten auf anderen Breitengraden anders als zu Hause sind.
Dank App kannst du schon mal mit deiner Reisebegleitung absprechen, an welchem Abend ihr das Picknick zu welcher Zeit mit an den Strand nehmt. 😉
Aber auch, wann du morgens für das beste Licht vor Ort sein musst, erfährst du dort.
In beiden Apps kannst du einen beliebigen Ort und Tag eingeben.
Die goldene Stunde war z.B. am 24.1.2023 in Berlin 1h und 20min lang. Sie begann am Morgen 24min vor Sonnenaufgang und ging bis fast 1h nach ihm, also von 7:35 bis 8:55 Uhr.
Am Abend war es umgekehrt. Die goldene Stunde begann 1h vor Sonnenuntergang und ging bis 20min danach.
PhotoPills kann noch viel mehr, z.B. die Höhenverhältnisse in der Umgebung berücksichtigen. Oft reicht mir jedoch die Information und die Karte mit der Richtung der Sonne in der Golden Hour App aus.
Die Karte zeigt dir in Rot die Richtung des Sonnenaufgang, in Blau die des Sonnenuntergangs und in Orange die aktuelle Sonnenrichtung.
Mehr FotoApps zum Planen findest du in meinem Blog-Artikel: FotoApps zum Planen deines besonderen Landschaftsfotos.
Lüge Nr. 2: Das Licht in der goldenen Stunde ist warm und golden
Leider stimmt diese Annahme nur, wenn das Licht der Sonne durch die Wolken kommt.
Ein betongrauer Himmel nutzt dir in der goldenen Stunde wenig.
Während das besondere Blau in der blauen Stunde auch bei völlig bewölktem Himmel durch kommt, schafft es das warme Licht der goldenen Stunde nicht.
Je näher du dem fließenden Übergang zwischen blauer und goldener Stunde bist, desto schneller ändern sich die Lichtverhältnisse.
Die Stimmung ist anders, je nachdem, ob Wolken da sind oder nicht. Idealerweise möchtest du über dir lose Wolken. In der Entfernung, Richtung Sonne, sollten wenig Wolken sein, so dass das Licht der Sonne die Wolken über dir schön anleuchtet.
Pastelltöne sind dann das erste oder letze, was du in der goldenen Stunde bekommst. Die sind noch eher kühl und nicht warm und golden.
Du bekommst idealerweise am Morgen einen Übergang von Pastellhellblau über Pastellrosa mit dunkelgrauen Wolken, über hoffentlich flammendes Rot und dramatisch roten Wolken zu Gold mit orangen, gelben und letzlich weißen Wolken am hellen Tageshimmel. Am Abend natürlich in umgekehrter Reihenfolge.
Die alten Maler haben sich noch getraut Wolken gelb und rosa zu malen. Heute haben schon so viele solcher Bilder gesehen, dass wir es oft als kitschig abtun.
Ich plane meine Fotosessions oft über blaue und goldene Stunde hinweg.
Deshalb habe ich dir die besonderen Möglichkeiten der blauen Stunde in einem extra Blog-Artikel zusammen gestellt:
Und was ist mit den Schatten?
Vor der goldenen Stunde abends ist das Licht noch relativ hart und Hügel in der Landschaft, z.B. in Somerset in England, kommen weniger markant heraus.
Während des Zeitraumes der goldenen Stunde, in der die Sonne noch gut zu sehen ist, hast du dann besonders lange Schatten in der Landschaft. Dadurch wird alles viel plastischer, aber es können auch schöne Teile der Landschaft unschön im Schatten liegen.
Seitenlicht macht die Landschaft besonders plastisch. Mit der Sonne im Rücken wirkt die Landschaft viel flacher.
Beobachte mal genau, wie sich die Schatten während der goldenen Stunde verändern. Dann kannst du den für dich besten Zeitpunkt für dein Foto abpassen, aber auch bei dir vor der Haustür den besten Standpunkt finden.
Du produzierst dann kein klassisches Bild in den Sonnenuntergang hinein, sondern dein eigenes Bild.
In der Zeit der goldenen Stunde, in der die Sonne unter dem Horizont steht, sind keine Schatten mehr zu sehen. Meist sogar schon eher, wenn die Sonne noch nicht ganz verschwunden ist.
Zu diesem Zeitpunkt hast du oft die schönere Wolkenfärbung, aber die farblich langweiligere Landschaft. Sie ist jetzt dunkler und weniger plastisch.
Hier gilt es den für dich besten Zeitpunkt zu finden oder im Laufe der goldenen Stunde mehrere Bilder zu machen.
Lüge Nr. 3: Sonnensterne sind schwer zu fotografieren
Du hast bestimmt schon einmal Fotos mit einem tollen Sonnenstern bewundert.
Die kannst du ganz einfach selbst produzieren. Grundsätzlich geht das auch zu jeder anderen Tageszeit. Zur goldenen Stunde geht das aber besonders gut, weil dann die Sonne tief genug steht, um sie an einer (Felsen)-Kante einzufangen.
Felsen, Hauswände, Astgabeln oder Bäume allgemein eignen sich, um Sonnensterne zu erzeugen.
Ganz selten, vor allem im Winter gelingt es dir einen Sonnenstern ganz ohne Kante zu erzeugen. Meist ist die Sonne allerdings zu groß und kräftig dazu.
Immer beim fotografieren in Richtung Sonne, solltest du zuerst auf deine Augen aufpassen und und bei einer Spiegelreflexkamera besser das Live view als den Sucher benutzen.
Hier bekommst du 15 Tipps zur Landschaftsfotografie für 0 €:
Damit dieser Effekt gut gelingt brauchst du eine geschlossene Blende (= hoher Blendenwert). Du möchtest allerdings nicht stärker als die maximal zulässige Blende für deine Kamera abblenden, damit es nicht zu Beugungsunschärfe kommt.
Leider ist mir dein Kameratyp nicht bekannt. Deshalb hier die max. zulässigen Blendenwerte für verschiedene Kameras:
Vollformat: Blende 22
APS-C: Blende 16
4/3-Zoll: Blende 11
Kompaktkameras: Blende 8
Die Anzahl der Strahlen wird übrigens durch die Anzahl der Lamellen in deinem Objektiv bestimmt.
Wenn dein Objektiv eine gerade Anzahl an Blendenlamellen hat, entspricht die Anzahl der Strahlen, der deiner Lamellen.
Wenn du aber, wie die meisten modernen Objektive, eine ungerade Anzahl Blendenlamellen hast, siehst du doppelt so viele Strahlen, wie dein Objektiv Lamellen hat.
Auch wie schön ausgeprägt der Stern wird, hängt von der Beschaffenheit der Lamellen ab.
Probiere deshalb ruhig verschiedene Objektive für den besten Sonnenstern aus.
Goldene Stunde - Fotomotive und Kameraeinstellungen
Die schönsten Fotomotive
Das eine schönste Fotomotiv zur goldenen Stunde gibt es für mich nicht. Trotzdem liebe ich es besonders, angeleuchtete Steilküsten zu fotografieren.
Du kannst zur goldenen Stunde alles fotografieren. Im Süden strahlen die terracottafarbenen Häuser. Im Norden sind es die roten Holzhäuser, die ganz besonders leuchten. An der Steilküste fotografierst du die angeleuchtete Küste, an der Ostsee das Wasser.
Egal ob weite Landschaft oder schöne Details. Beides profitiert vom goldenen Licht.
Klassische Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangsfotos, sind immer wieder beliebt.
Dazu wird es bald einen eigenen Blog-Artikel geben.
Goldene Stunde - Kameraeinstellungen
Goldene Stunde Fotos kannst du meistens noch aus der Hand machen. Ich empfehle dir trotzdem ein Stativ, um dich mehr auf deine Perspektive zu konzentrieren.
Evtl. willst ein gleiches Foto mit unterschiedlichen Belichtungszeiten machen. Auch Langzeitbelichtungen sind nur mit Stativ möglich.
Wenn du jetzt tolle Fotos in der goldenen Stunde machen möchtest, dann starte mit den folgenden Einstellungen an deiner Kamera:
- Stelle eine geringe ISO (z.B. 200) oder die ISO-Automatik ein. Geringe ISO-Werte geben weniger Bildrauschen, erfordern aber längere Belichtungszeiten, die uns z.B. schöne verwischtes Wasser bescheren.
- Deaktiviere den Bildstabilisator, sobald du die Kamera auf das Stativ stellst und schalte ihn wieder ein, wenn du aus der Hand fotografierst. Ich stelle auch den Weißabgleich auf einen festen Wert, damit er sich während des Shootings nicht ändert.
- Ich benutze den Autofokus, du kannst aber gerade auch bei viel Licht und wenig Kontrast, manuell fokussieren.
- Stelle die Zeitautomatik (A bei Nikon, Av bei Canon) ein und die Blende in der Stadt auf 8-11, oder wenn du schöne Blendensterne haben möchtest, auch auf höhere Werte (= geschlossenere Blende). Bei Steinen im Meer nutze ich oft eine offene Blende, um das Objekt schön vom Hintergrund zu trennen.
Jetzt machst du ein Foto und kontrollierst am Display, ob es scharf und richtig belichtet ist. Wenn es nicht ganz passt, kannst du bei automatischer Belichtung mit der Belichtungskorrektur (+/- Taste) ganz einfach die Belichtung anpassen. Manuell probierst du einfach eine längere oder kürzere Belichtungszeit aus.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Fotografieren zur goldenen Stunde und viele tolle Fotos.
Schreib mir von deinem besten Foto während der goldenen Stunde gerne unten in die Kommentare. Ich freu mich auf deine Erfahrungen.
Mach dir dein eigenes Bild!
Die Kate
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