Tiefe in Landschaftsfotos erzeugen – 7 Fragen

7 Fragen, die dir helfen weite Landschaften zu fotografieren

Eva hat ein Fotoproblem und hat es mir geschrieben. 

In ihren Landschaftsfotos kommen die Größenverhältnisse z.B. in den Bergen nicht heraus.

Die Bilder wirken eher flach und nicht so eindrucksvoll, wie sie es gerne hätte. Kennst du das auch?

Tiefe in Landschaftsfotos erzeugen, obwohl es sich ja um ein zweidimensionales Abbild handelt, heißt  hier die Herausforderung. Mit den folgenden 7 Fragen und ihren Antworten gelingt es dir leichter.

1. und wichtigste Frage zu Tiefe in Landschaftsfotos: Was zeigt mein Vorder-, Mittel- und Hintergrund?

Du kennst sicher den Spruch: „Vordergrund macht Bild gesund.“ Aber kennst du auch die Fortsetzung? „Mittelgrund tut Absicht kund“ und „Hintergrund nicht kunterbunt“.

Eine klassische Gliederung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund hilft unserem Gehirn in die Tiefe zu sehen. Hier zwei gegensätzliche Landschaftsfotos: Der  einzelne Baum steht im Mittelpunkt und Mittelgrund, aber weder Vordergrund, noch Hintergrund tragen zur Tiefenwirkung viel bei. Das Bild wirkt relativ flach.

Das Sonnenuntergangsbild vom Gohrisch hingegen, zeigt eine gute Gliederung. Der Vordergrund besteht aus  groben Felsen.  Der Mittelgrund mit seinen klar erkennbaren Bäumen, Felsen und einem Turm in der Ferne zeigt dir die Landschaft im Elbsandsteingebirge. Der Hintergrund, in welchem nur noch wellenartig im blau verschwimmend bewaldete Berge zu erahnen sind, trägt nochmals zur Tiefenwirkung bei.

Wenn du Größe oder Weite zeigen möchtest, landest du auch schnell bei der Frage: Bekomme ich alles auf mein Bild, was notwendig ist? Vielleicht musst du deine Perspektive ändern und den Berg noch etwas höher steigen oder dich in die Froschperspektive begeben. Auch ein Panorama kann dir helfen mehr auf dein Bild zu bekommen und auch ein Superweitwinkelobjektiv.

Einzelner Grüner Baum auf Hangwiese vor dramatischer Wolke als Beispiel für fehlende Tiefe in Landschaftsfotos
Wenig Tiefe durch ausschließlich Mittelgrund
Tiefe in Landschaftsfotos durch den klassischen Aufbau in Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund am Beispiel des Blickes vom Gohrisch zum Papststein mit Felsen als Vorder- und Mittelgrund und Berge und Himmel als Hintergrund.
Große Tiefe in Landschaftsfotos durch klare Gliederung, Elbsandsteingebirge, Gohrisch

In der Praxis gehst du so vor, dass du dir erst den Hintergrund suchst, weil er sich am schwierigsten verändern lässt.

Überleg dir welchen Berg, welche Bäume oder welche Schichtung der Hügel du in der Ferne besonders bemerkenswert findest. Diese möchtest du unbedingt mit ins Bild nehmen.

Dann suchst du dir einen entsprechenden Mittelgrund. Dabei kannst du sehr wohl die Frosch- oder Vogelperspektive verwenden und dadurch in ein Tal hinein oder eben drüber hinweg schauen.

Auch mal ein paar hundert Meter nach rechts oder links gehen ändert den Mittelgrund. Oder auf einem Berg noch mal wieder zurück, ein bisschen tiefer gehen, damit sich vielleicht doch noch ein Fels in den Vordergrund schiebt, ist manchmal möglich.

Ganz zum Schluss kümmerst du dich um den Vordergrund. Der lässt sich am leichtesten verändern, weil schon ganz geringe Bewegung von einem halben Meter oder sogar wenigen Zentimetern z.B. eine schöne Blüte ins Bild bringen kann.

Wenn du eine gut ausgewogene Komposition von Vorder-, Mittel- und Hintergrund hast, dann fällt es leichter Tiefe im Bild zu erkennen.

2. Frage: Wo gibt es Linien, die mich ins Bild hinein führen?

Linien, die diagonal ins Bild hinein führen suggerieren dir Tiefe. Auch dadurch erscheinen dir die Berge hoch und gewaltig, wenn du sie im Hintergrund, wohin dein Blick gelenkt wird, deutlich erkennen kannst.

Zentralperspektive heißt es, wenn du ganz dicht an einen Weg oder Wasserlauf herangehst und in deren Richtung blickst. Öfters findest du mich dabei auf dem Boden liegend oder mit Gummistiefeln im Wasser stehend.  

Durch diese Perspektive laufen die Linien der Straßen- oder Wegbegrenzung nach hinten zusammen. Hier im Bild sind es die Felsenskanten, die durch die Kameraposition (fast auf dem Felsen liegend), nach hinten spitz zusammen laufen, was unser Gehirn als in die Tiefe gehend wahrnimmt.

Das geht natürlich auch, wenn du leicht seitlich zu deinen Linien stehst.

Wer mich kennt, weiß, dass ich immer ein uquip© Sitzkissen dabei habe. Da macht mir auch kalter oder nasser Untergrund nichts. Wenn es etwas größer als das uquip sein soll, kannst du auch eine leichte Isomatte z.B. von Calter mitnehmen.

Blick vom Carolafelsen in die grüne Landschaft des Elbsandsteingebirge mit Weitwinkelobjektiv und der Felsplatte als Vordergrund für Tiefe in Landschaftsfotos fotografiert, dabei den Stamm und das Grün einer Birke als Rahmen links und oben im Bild.
Führungslinien ins Bild hinein, Carolafelsen im Elbsandsteingebirge

Beispiele von zulaufenden Führungslinien.

3. Frage: Wieviel Schärfe möchte ich im Bild?

Selektive Tiefe in Landschaftsfotos, hier Silvesterfeuerwerk in Saas-Fee mit scharfem Feuerwerk und Dorf und unscharfem Zaun als Vordergrund und unscharfen Bergen als Hintergrund. Alles in einem Rosa Licht durch das Feuerwerk fotografieren und den Schnee, der es reflektiert.
Nur ein Teil des Mittelgrundes, der Ort und das Feuerwerk sind scharf

Na, alles von vorne bis hinten scharf, ist jetzt vielleicht deine spontane Antwort. Aber geht das überhaupt und willst du das wirklich?

Welchen Einfluss hast du überhaupt auf die Schärfe? Ganz viel, wenn du gut beobachtest. Wann und wo wird es dunstig oder dunkel und gibt es dadurch verschwommene Konturen, statt klar abgegrenzte Objekte?

Gerade ein, durch Nebel oder Dunst, unscharfer Hintergrund lässt die Höhe auf der du stehst erahnen.

Du schaust über die weite Landschaft, wo nur noch Ebenen zu erkennen sind und sich z.B. der Wald nur noch andeutet.

Da weiß unser Gehirn, dass diese Landschaftselemente sehr weit weg sind.

Manchmal möchtest du die Möglichkeiten deiner Kamera zu geringer Schärfentiefe nutzen, um eine Geschichte zu erzählen, statt ausschließlich Landschaft zu zeigen. 

Wenn du dann z.B. eine Telebrennweite verwendest (zoomst), wirst du ganz schnell merken, dass es gar nicht mehr möglich ist, alles von vorne bis hinten scharf zu bekommen. In meinem Blog-Artikel zu nützlichen FotoApps findest du auch zwei, mit denen du die Schärfentiefe ausrechnen kannst (PhotoPills und FotoTool).  Dann entscheidest du was scharf sein soll.

Meist ist es etwas im Mittelgrund, das die Geschichte im Bild erzählt. Dann nimmst du in Kauf, dass der Vordergrund, Teile des Mittelgrundes, sowie der Hintergrund unscharf sind. 

4. Frage: Welche Elemente, deren Größe mir vertraut sind, habe ich im Bild?

In meinen Bildern sind es oft Bäume, die als Anhaltspunkt für die Größe und Entfernung von Bergen dienen.

Am eindrucksvollsten ist es, wenn sie sich in verschiedenen Ebenen des Bildes wiederfinden und da von vorne nach hinten immer kleiner werden. Das nehmen wir dann als Tiefe sehr gut wahr.

Meist wirst du versucht sein Menschen im deinen Landschaftsfotos zu vermeiden, aber wenn du Tiefe in Landschaftsfotos erzeugen willst und einen Größenvergleich brauchst, können sie auch hilfreich sein.

Als Vordergrund wirst du meist unbewusst schon etwas gewählt haben, von dem die Größe bekannt ist, z.B. Blumen, eine Bank, Wegweiser, Boote oder auch ein Zaun.

Aber auch, wenn du nur den Untergrund (Strand, Fels, Wiese) als Vordergrund nutzt, findet sich meist etwas von bekannter Größe darin. Ich nutze im Gebirge gerne Felskanten als Vordergrund. Die haben keine definierte Größe und doch verraten Grasbüschel, Sträucher oder Herbstblätter oft ein wenig darüber.

Winziger Mensch auf Klippe an der Küste in Cornwall im Mittelgrund mit flechtenbewachsener Steilküste als Vordergrund und Bucht als Hintergrundals Größenvergleich für Tiefe in Landschaftsfotos
Mensch auf Felsspitze und Haus rechts am Horizont lassen die Größe der Felsen erahnen
Winziger Mensch in gelber Jacke im Bild vor Cheddar Gorge Felsen als Größenvergleich für Tiefe in Landschaftsfotos
Eine tiefe Schlucht, Cheddar Gorge, deutlich in ihrer Tiefe durch die Größe von Mensch und Bäumen

5. Frage zu Tiefe in Landschaftsfotos: Wo habe ich Farbverläufe?

Typischer Farbverlauf am Meer

Selbst in ganz abstrakten Landschaftsfotos erkennst du manchmal allein durch den Farbverlauf, um was es sich handelt. Dadurch hast du auch gleichzeitig eine Vorstellung von der Größe und Tiefe dieser Landschaft.

Klassisches Beispiel ist der Farbverlauf vom Strand ins Meer.

Das ist in den Bergen schwieriger. Aber, wenn du verschiedenen Bildebenen hast, werden diese in der Tiefe in der Regel heller, blasser und driften in kühlere Farbtöne ab (Verblauung). 

Das möchtest du in der Bildbearbeitung eher betonen als vermindern.

Norwegischer Fjord mit durch den Dunst in der Ferne blaueren und blasseren Farben

6. Frage: Habe ich Muster, die nach hinten (in die Tiefe) ihre Größe und ihren Abstand verringern?

Vielleicht musst du genau hinschauen, aber Bäume, Gebäude, selbst Windräder wirken in der Ferne als wären sie dichter zusammen und verschwimmen manchmal schließlich zu einer einheitlichen Fläche. Hier im Bild von Landschaft im Energiewandel, kannst du das sowohl bei den Solarfeldern beobachten, als auch bei den Windradgruppen rechts und links im Hintergrund.

Sicher geht diese Frage zur Tiefe in Landschaftsfotos irgendwann ein wenig mit der Frage nach der Schärfe Hand in Hand. Für mich ist es dennoch nicht dieselbe Frage. 

Ganz deutlich wird das z.B. in Cityscapes bei Säulen an Gebäuden, die du durch gezielte Unschärfe in die Tiefe laufen lassen kannst, die aber auch allein, dass sich ihre Abstände zu verringern scheinen, Tiefe erzeugen, selbst wenn das Bild von vorne bis hinten scharf ist.

7. Frage: Wo ist das Licht und wie hilft es mir Größe und Tiefe in Landschaftsfotos zu zeigen

Es gibt kein Patentrezept wo das Licht sein muss, damit es dich unterstützt, aber Berge komplett im Schatten wirken vielleicht auch auf dich nicht so spektakulär und groß wie von der Morgensonne angestrahlt.

Ein paar generelle Regeln gibt es aber schon.

Kommt das Licht fast direkt von oben, wie zur Mittagsstunde, oder ganz direkt von hinter dir und du hast ein Bergmassiv direkt vor dir, wird es eher flach und damit weniger gewaltig erscheinen. 

Hast du hingegen lange Schatten und trifft das Sonnenlicht seitlich auf Konturen, werden diese deutlicher zu sehen sein. 

Das Licht erzeugt auch eine ganz bestimmte Atmosphäre und kann dich dadurch unterstützen weite ruhige Landschaft, dramatische Berge oder wie im folgenden Bild, gewaltiges Meer zu zeigen.

Wenn du nicht gerade auf Reisen bist, gehe ruhig an einen Ort mehrfach und zu unterschiedlichen Tageszeiten und Lichtverhältnissen. Auch da helfen dir FotoApps bei der Planung, um z.B. den Stand der Sonne vorauszusagen.

Ich hoffe, dass du mit diesen Fragen noch mehr Spaß beim Fotografieren von weiten Landschaften hast und deine Fotos wieder ein Stück besser werden.

Wie immer freue ich mich sehr über Kommentare. Teile doch deine Erfahrungen mit dem einen oder anderen Tipp hier mit anderen. Auch deine Fragen beantworte ich dir gerne.

Die Kate

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8 Kommentare zu „Tiefe in Landschaftsfotos erzeugen – 7 Fragen“

  1. Liebe Katja,
    danke für deine tollen Tipps. Du glaubst gar nicht,, wie viele Aufnahmen in die Tonne gehen. Oft denke ich, jetzt hab ich’s, um dann festzustellen ist doch nicht das Richtige. Aber Übung macht den Meister.🙂

    1. Liebe Engeline,
      na da freu ich mich über das Lob. Üben, üben, üben und dabei die richtigen Fragen stellen 😉. Damit meine ich nicht nur die Fragen in diesem Beitrag, sondern auch die Bildkontrolle direkt vor Ort. Dann kannst du nämlich mit der Frage: “Was geht noch besser?” noch einmal die Perspektive wechseln, um z.B. bessere Linien im Bild zu haben, aber auch prüfen, ob technisch alles optimal eingestellt war.

      Die Kate

  2. Hallo Kate,
    das ist ein super toller Blogartikel. Den werde ich mir noch öfter durchlesen – damit ich auch so schöne Landschaftsfotos hinbekomme,

    1. Danke Dir Maren für das Lob. Ich wünsche dir viele noch bessere Landschaftsfotos mit mehr Tiefe, gerade von deiner tollen Landschaft vor Ort.
      Die Kate

  3. Hallo Kate,
    Danke für den Blog und die klasse Tipps. Ich hab mir die 7 Fragen eben auf Karstens Fotoblatt notiert damit ich sie griffbereit habe.
    Kann ich zwar noch nicht im Krankenhaus umsetzen aber es ist absehbar wenn ich entlassen werde. Dann kommen deine Tipps zum Einsatz.

    Vielen Dank und bleib gesund!
    Klaus

    1. Lieber Klaus, danke für dein Lob. Ich hoffe, dass du ganz bald aus dem Krankenhaus raus bist und die 7 Fragen mit raus in die Landschaft nehmen kannst.

      Die Kate

  4. Manfred Scholz

    Hallo Kate,
    das sind tolle Aufnahmen von Dir.
    Meine Frage dazu an Dich. Könntest Du zu Deinen Bilder die ” Kameraeinstellwerte ” mit aufführen?
    Sie sind bei eigenen Bildbestimmungen bestimmt hilfreich?
    Gruß Manfred

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