Welchen Graufilter (ND Filter) brauchst du?

(überarbeitet 18.1.2024)

Brauchst du für deine Landschaftsfotografie überhaupt einen Graufilter?
Graufilter (ND-Filter) sind wie eine Sonnenbrille für deine Kamera. 

Sie sind dunkel und lassen wenig Licht durch. Wenn du deine Kamera komplett manuell eingestellt hast und nichts an den Einstellungen veränderst, also die gleiche ISO, Blende und Belichtungszeit, dann wird das Bild mit einem Graufilter deutlich dunkler aussehen als das Bild ohne Graufilter. 

Solltest du aber eine Automatik benutzen – ich empfehle die Zeitautomatik, dann wird deine Kamera immer versuchen die gleiche Menge Licht auf den Sensor zu bekommen.

Deshalb wird dein Bild jetzt nicht dunkler, sondern die Belichtungszeit wird verlängert. Das kannst du für kreative Fotos mit Langzeitbelichtung nutzen.

Graufilter - Einsatzmöglichkeiten

St. Nectans Kieve waterfall the main attraction of St. Nectan's Glen located between Boscastle and Tintagel. Long exposure
St. Nectans Glen/Kieve
Graufilter eingesetzt an der Ostsee Nähe Heiligendamm, um ein fluffiges aussehen der Wellen, die große Steine und verwitterte Holzbunen umspülen zu erzeugen.
Ostsee im Abendlicht

Längere Belichtungszeiten kannst du ausnutzen, um Bewegung z.B. von fließendem Wasser zu verwischen.

Alles was statisch ist und sich nicht verändert wird scharf abgebildet. Dagegen wird alles was sich bewegt, in der Bewegung verwischt. Bei ganz langen Belichtungszeiten taucht das sich bewegende Objekte im Bild überhaupt nicht mehr auf.

Das ergibt schöne Bilder mit besonderer Atmosphäre und funktioniert nicht nur bei Wasserfällen. Aber hier beim St. Nectans Glen Wasserfall reichten schon 0,8 s für die Verwischung.

Auch Wellen z.B. an der Ostsee werden samtig weich und es wirkt romantisch, wie sie so fluffig die im Wasser liegenden Steine umspülen. Da das Wasser hier aber viel langsamer war brauchte ich 20 s Belichtungszeit, um diesen Effekt zu erzielen.

Hier eine kleine Galerie von Beispielen:

Welchen Graufilter kaufen ? - 3 Kriterien

Du möchtest jetzt natürlich wissen, was du beim Kauf eines Graufilters beachten musst. Deshalb habe ich dir hier die drei wichtigsten Kriterien zusammengestellt, die es beim Kauf zu berücksichtigen gilt.

1. Kriterium: Die Stärke des Graufilters

Graufilter gibt es in verschiedenen Stärken. Jeder Hersteller hat dabei seine eigene Bezeichnung der Stärke. Die nebenstehenden Tabelle zeigt dir wie die Bezeichnung der Graufilter aussehen können. Ein Filter, der soviel Licht schluckt, dass sich die Belichtungszeit ver64facht, du also statt 1/20s ganze 3s belichtest, kann also als 64x oder 6 (im engl. 6 stop filter) oder ND 1,8 bezeichnet sein.

Graufilter Tabelle mit Angaben der Stärke in Belichtungszeitverlängerung, Blendenstufen und ND Wert

Welche Stärke solltest du dir nun kaufen, wenn du noch keinen Graufilter besitzt? Oder gleich ein ganzes Set? Oder einen variablen Graufilter? Wenn du da unsicher bist, dann bist du damit nicht allein, wirst aber schnell klarer sehen.

Dieses Nikkor 14-30 mm Superweitwinkel benutze ich oft für Landschaftsaufnahmen.  Hier würde ich auf gar keinen Fall einen variablen Graufilter drauf tun.

Das Filterset von Haida in der slim Variante.

Einen variablen Graufilter kann ich dir für deine Landschaftsfotos nicht empfehlen, da die für Filmer gemacht sind, um auch bei Sonnenschein mit offener Blende filmen zu können.

An Weitwinkelobjektiven, die du ja meistens für Landschaftsfotografie einsetzt, kommt es zu Abdunklungen und Farbverschiebungen, die in der Bildbearbeitung nur mit immensem Aufwand zu korrigieren wären. Das liegt daran, dass es sich nicht um ein einheitlich dunkles Glas handelt, sondern um zwei gegeneinander verschiebbare Polfilter.

Wenn es dir nicht so sehr auf das Geld ankommt und du für unterschiedlichste Situationen, wie schnell fließende Bäche und gemächlich dahinziehenden Wolken, gewappnet sein möchtest, empfehle ich dir ein Set aus 8x, 64x und 1000x . Willst du dir hingegen erstmal nur einen Graufilter kaufen, um zu schauen, ob du daran Freude hast, liegst du mit der goldenen Mitte, also 64x richtig.

2. Kriterium: Die Abmessungen des Graufilters

Kamera als Grundlegendes Werkzeug im Fotokurs für Anfänger "Grundlagen der Fotografie"

Graufilter zum Aufschrauben (rund und mit Gewinde) sind eine gute Wahl für dich als Hobbyfotograf. Sie kommen in unterschiedlichen Größen (Filter-Durchmessern) daher. Deshalb musst du beim Kauf darauf achten, dass du den für dein Objektiv passenden Graufilter kaufst.

Der Durchmesser deines Objektives steht in der Regel irgendwo auf dem Objektiv drauf. Hier zwei Beispiele wo die Angabe des Durchmessers vorn (Ø 62 mm) bzw. an der Seite vermerkt ist (Ø 58 mm).

Wenn du mehrere Objektive hast, kaufst du einen Graufilter, der auf das Objektiv mit dem größten Durchmesser passt.

Mit sehr preiswerten Adapterringen, wie hier abgebildet, kannst du diesen dann auch auf die anderen Objektive schrauben.

Filter werden in verschiedenen Dicken/Bauhöhen produziert. Es gibt sie in normal und besonders dünn (heißen dann “slim”). Eine Slim-Filterfassung steht nicht so weit über das Objektiv hinaus wie eine normal dicke Fassung. Das ist besonders gut für Weitwinkelobjektive, weil die bei ihrem weiten Blickwinkel sozusagen vor den Filter gucken und dann dunkle Ecken im Bild entstehen. Das kannst du dir vorstellen, als wenn du durch ein Rohr schaust. Je kürzer das Rohr, desto weniger hast du die Seiten im Bild. 

Lulworth Cove fotografiert mit einem Graufilter auf einem Superweitwinkelobjektiv und dadurch dunkle Echen im Bild

Obwohl du die Ecken in der Bildbearbeitung natürlich durch Beschneiden des Bildes entfernen kannst, verlierst du dabei natürlich etwas von deinem Bild. Deshalb möchtest du dir deinen Graufilter in der slim Variante kaufen, wenn du ihn auf einem Weit- oder Superweitwinkel Objektiv einsetzen willst. Die sind ein klein wenig teurer aber definitiv gut investiertes Geld, auch wenn du noch nicht weißt, mit welchem Objektiv du den Filter hauptsächlich nutzen wirst.

3. Kriterium: Das Material des Graufilters

Die Fassung

Die Metallfassung eines Graufilters kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Klassisch wird dafür Messing benutzt, was auch das beste Material dafür ist.

Aluminiumlegierungen sind preiswerter und leichter, aber du läufst mit ihnen Gefahr, das Gewinde deines Objektivs kaputt zu machen. Wenn du den Filter beim Aufsetzen verkantest, kann es sein, dass ein neues Gewinde geschnitten wird. Das willst du auf gar keinen Fall!

Deshalb rate ich dir zu einer Messingfassung oder besonderer Vorsicht beim Aufsetzen des Filters.

Wie weißt du, ob der angebotene Filter eine Messingfassung hat? 

Es steht drauf, da es ein wichtiges Gütemerkmal ist. Wenn es nicht drauf steht, kanst du davon ausgehen, dass es sich um eine preiswertere Aluminiumfassung handelt.

Spekes Mill Wasserfall mit Graufilter aufgenommen und mit Margeriten im Vordergrund
Spekes Mill Wasserfall in der Nähe von Hartland Quayin Südwestengland

Das Glass

Budleigh Salterton roter Fels im Meer mit fluffigen Wellen durch Einsatz eines Graufilters

Wellen in weich, 15s, mit 64x Graufilter

Leider wird über das Glas eines Graufilters wenig in den technischen Daten geschrieben. Du kannst aber davon ausgehen, dass billige Filter ähnlich wie billige Brillen aus schlechterem einfachen Glas produziert sind. Deshalb solltest du einen Markenfilter kaufen, z.B. von B + W oder (preisgünstiger) Haida, da wird hochwertigeres Glas, oft Shott-Glas verwendet.

Die Vergütung

Ähnlich wie eine Brille, die entspiegelt die bessere Qualität aufweist, ist es auch bei einem Filter. Eine mehrfache Vergütung (Multi Coating, abgekürzt MC), die aus mehreren extrem dünnen Schichten Metallsalz besteht, vermindert Spiegelungen besonders gut.

Dadurch, dass diese Schichten leicht zerkratzen könnten, bringen gute Hersteller noch eine Extra-Schicht kratzfestes, wasser- und schmutzabweisendes Material auf. Das wird dann oft „nano“ oder „multi resistant coating, MRC“ genannt.

Billige Hersteller rühmen sich oft auch mit einer Vergütung, vergüten aber oft nur die Vorderseite des Filters. Dann gibt es Geisterbilder. Auch bei diesem Kriterium möchtest du nicht die billigste Variante kaufen.

Zoom Burst Bild einer Birke im Herbst. Mit dieser ICM (intentional camera mevement Technik erreichst Du, dass alles aus der Mitte heraus wegzufliegen scheint. Dabei wirkt es wie hier im Bild, wenn kräftige Farben wie hier das gelb und orange und grün das Bild bestimmen. Der Stamm ist noch deutlich zu erkenne. Die Blätter nur noch als "Strahlen"
Auch für kreative Bilder mitten am Tag, wie dieses zoom-burst brauchst einen guten Graufilter

Kurz zusammengefasst – meine Graufilter Empfehlung

  1. Die richtige Stärke: mittlere = 64x oder 3er Set für den Anfang. Du findest beim Fotografieren raus, ob du mehr und was du noch brauchst. Einen variablen Graufilter würde ich dir nicht empfehlen.
  1. Die richtige Größe: zu Durchmesser deines Objektiv passend und am besten in der slim Variante.
  1. Achte auf eine Messingfassung, gutes Glass und eine mehrfache Vergütung.
  1. Hersteller, die ich uneingeschränkt empfehlen kann sind B + W aus dem Hause Schneider-Kreuznach, die schon seit Jahrzehnten hochwertige Filter produzieren und Haida, weil ich damit gute Erfahrungen gemacht habe.

Und was benutze ich?

Graufilter von B+W 62 ND 1,8 – 6BL 64x MRC nano XS-PRO DIGITAL→ sehr zufrieden; Graufilter von Haida Slim ND3.0 1000x 62mm → auch sehr zufrieden, wenn auch viel seltener im Einsatz

demnächst wird es auch noch einen schwächeren 8x ND 0,9 in der slim Variante von einem der beiden Herstller geben.

Hoya PROND ND64(1.8) 6stops Coating 82mm → gab/gibt es nicht in der slim Variante und erzeugt besonders mit einem Polarisationsfilter zusammen schwarze Ecken beim Weit- und Superweitwinkel-Objektiv Einsatz.  Deshalb bin ich nicht 100% zufrieden.

Kombination von Filtern

Der zweite wichtige Filter in der Landschaftsfotografie ist der Polarisationsfilter, kurz Polfilter genannt. 

Ich habe immer mindestens einen Graufilter und einen Polfilter in der Tasche, wenn ich auf Fotowanderung gehe.

Deshalb gibt es auch einen ausführlichen Artikel zum Polfilter von mir.

Natürlich kannst du beide kombinieren. In welcher Reihenfolge du das machst, hängt davon ab, wieviel Licht letztendlich noch zum Fokussieren da ist.

Den Graufilter erst auf das Objektiv schrauben und dann den Polfilter ist für mich bequemer, da es sich genauso anfühlt wie ein Polfilter allein.

Wenn du aber die Wirkung des Polfilters nicht mehr beurteilen kannst oder dein Autofokus nicht mehr funktioniert, weil es durch den Graufilter zu dunkel ist, musst du zuerst den Polfilter aufschrauben.

Diesen bringst du per Drehung in die richtige Stellung, fokussierst, stellst den Autofokus ab  und schraubst dann den Graufilter vorsichtig auf, ohne den Polfilter zu verdrehen.

Glaub mir es geht.😉👍

Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Fotografieren mit dem Graufilter und viele tolle Fotos. Wenn du Fragen oder Anregungen hast, schreib sie mir unten in die Kommentare. 

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Die Kate

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7 Kommentare zu „Welchen Graufilter (ND Filter) brauchst du?“

  1. Hallo Kate,

    nachdem ich deinem ND-Filter-Webinar gefolgt bin, moechte ich noch eine Stange fuer Rechteckfilter brechen. Ich selber verwende die Rollei Rechteckfilter Mark II. Nachteile sind das hoehere Gewicht und mehr noch, dass sie durch ihre Groesse recht sperrig sind. Aber sie bieten auch eine Reihe von Vorteilen. Zunaechst benoetigt man/frau pro Objektiv(-filterdurchmesser) nur 1 Adapter-/Reduzierring. Das Risiko von Vignettierung und Reflexen/Geisterbildern ist damit geringer. Der Polfilter ist in die Halterung einschraubbar und problemlos unabhaengig vom ND-Filter drehbar. Vor dem Einschieben der ND-Filter kann man/frau die optimale Richtung fuer den Polfilter ermitteln und scharf stellen (beides bei aufgesetztem ND-Filter mit der Spiegelreflex nicht so einfach). Beim einschieben der Filter verändert sich der Fokus und die Polfilterstellung normalerweise nicht. Ich kann bei Bedarf verschiedene/mehrere Filter kombinieren. Wie im Webinar erwaehnt, ermoeglichen Rechteckfilterhalterungen den sinnvollen Einsatz von Verlauffiltern – in der Landschaftsfotografie nicht ganz unbedeutend.

    Im Smartphone-Zeitalter noch 2 App-Hinweise (Android): Rollei bietet das kostenlose ‚Rolleimoments‘ mit ND-Rechner und Location planner (kennt Lichtverhaeltnisse, Astrodaten und Sonnenstand) und ‚HyperFocal Pro‘ berechnet wunderbar die Schaerfenbereiche in Abhaengigkeit von Kamera, Objektivbrennweite und Blende. (NEIN, ich bekomme keine Provision 🙂 )

    Viele Gruesse sendet Holger

    1. Hallo Holger,

      ganz herzlichen Dank für deine ausführlichen Hinweise. So ein Steckfiltersystem ist leider so teuer, dass ich es für Einsteiger nicht in Betracht gezogen habe. Wünsche Dir viele tolle Bilder mit den Rollei Filtern.

      Viele Grüß
      Die Kate

  2. Ich habe die Aufzeichnung des Webinars über das Thema Graufilter von Kate gesehen, dass hier im Blog noch einmal nachgelesen werden kann. Es war umfassend, lehrreich und interessant gestaltet. Vertieft wurde das Thema durch wunderschöne Beispiel-Fotos von Kate und informativen Grafiken. Alle aufkommenden Fragen der Teilnehmer wurden umfassenden beantwortet. Die Zeit verging wie im Flug. Freue mich bereits auf das Webinar: Wie bekomme ich meine Landschaftsbilder von vorne bis hinten scharf? Vielen Dank an Dich Kate für das großartige Webinar! Liebe Grüße Julia

  3. Hallo Kate,
    vielen Dank für die Erklärungen und Tipps zum Graufilter.
    Ich habe nicht nur einiges über ND-Filter, sondern ganz nebenbei auch noch einiges andere gelernt.
    Viele Grüße
    Anja

  4. Sehr Informativ, aber ich glaube dir hat sich ein tippfehler bei Kriterium 1 eingeschlichen. du machst ein Beispiel mit der 64 fachen Belichtungszeit (6 stops) usw. sprichst dann aber von einem ND 3.0, sollte aber wohl ein ND 1.8 sein

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