Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv – Ausrüstung für die Makrofotografie Teil 1

Tolle Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv – Geht das?

Die kurze Antwort: Na klar!

Normale Universalobjektive sind für die Ferne optimiert und selbst wenn Makro mit drauf steht, kannst du nicht sehr dicht an dein Objekt heran.

Die Möglichkeiten ganz einfach ohne große Kosten dein Objekt groß rauszubringen, möchte ich dir hier vorstellen

Kamelie mit Blasenbokeh für eine frühlingshafte leichte Stimmung als Beispiel für Bokeh fotografieren im Gegenlicht.

Möglichkeit 1: Telebrennweite oder Ausschnitt

Kiefernzapfen als Beispiel für Pflanzenteile und Pflanzen fotografieren im Winter und Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv
Nikon Z6 Universalzoom bei 70mm fast unbeschnitten

Nutze die Möglichkeiten deiner Kamera und Objektive komplett aus. Oft sind deine Objekte gar nicht so winzig. 😉

Dazu gehört:

  1. maximal nah ranzugehen, also an der sogenannten Naheinstellgrenze zu fotografieren,
  2. dies bei deiner größten Telebrennweite, also deinem größten Zoom zu tun,
  3. dein Bild hinterher noch zu beschneiden. Da heutige Kameras wahre Pixelmonster sind, kannst du das Beschneiden je nach Zweck ziemlich weit treiben. Dann sind zwar keine großformatigen Abzüge mehr möglich, aber für’s Internet reichen 1200pixel auf der längsten Kante vollkommen aus.
Einfache Aufnahme von Hortensienblüten, die sich gut zum Beschneiden eignet als Beispiel für eine ganz einfache Möglichkeit Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv zu machen
Nikon Z6 an der Naheinstellgrenze mit Universalzoom 24-70mm
Ausschnitt des Hortensienfotos, um zu zeigen, dass mit der heutigen Bildqualität der Kameras und einem nachträglichen Beschnitt schon schöne Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv entstehen
Ausschnitt desHortensienbildes

Möglichkeit 2: Zwischenringe (mein Favorit)

Zwischenringe werden ganz einfach zwischen dein Objektiv und die Kamera montiert und erlauben dir noch dichter als deine Naheinstellgrenze an dein Objekt heranzugehen.

Dadurch kommt dein Objekt natürlich größer auf dein Foto.

Sie sind viel preiswerter als ein Makroobjektiv (oft deutlich unter 100 €) und in Verbindung mit einem lichtstarken Objektiv sind genauso gute Ergebnisse möglich.

Da sie kein Glas enthalten, sind sie sehr leicht und die Bildqualität deines Objektivs bleibt erhalten.

Deswegen sind sie meine ganz klaren Favoriten, wenn du Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv machen willst.

Das sind die Zwischenringe, die ich für meine Nikon Z6 benutze.

Das musst du beim Kauf von Zwischenringen beachten:

Damit du weiterhin alle Funktionen, besonders den Autofokus und die Blendeneinstellung an der Kamera nutzen kannst, müssen die elektronische Anschlüsse des Zwischenrings mit dem Anschluss deiner Kamera kompatibel sein.

Für meine Nikon Z6 brauchen sie also einen Z-Anschluss von Nikon. Für meine Canon EOS 600d einen EF-Anschluss von Canon.

Es gibt sie auch noch billiger ohne elektrische Anschlüsse, aber ich möchte nicht darauf verzichten.

Damit kannst du flexible Entfernungen nutzen. Mein Zwischenringset besteht z.B. aus 2 Zwischenringen (1x 11mm und 1x 18 mm). Je mehr mm, desto dichter kannst du ran gehen. Das ermöglicht mir sowohl einzeln mit 11 mm oder 18 mm, aber auch mit der Kombination aus 11 und 18 mm, also 29 mm schöne Nahaufnahmen zu machen.

Es gibt auch 3er Sets z.B. aus 12mm, 20mm und 35mm was dir sogar 67mm maximal erlaubt.

Zwischenringe, wie sie auf eine Canon 600D und andere Canon Kameras mit EF Anschluss passen.

Aber Zwischenringe haben auch Nachteile. Durch den längeren Weg des Lichtes, schlucken sie Licht. Das heißt, du brauchst mehr Licht aus der Umgebung oder längere Belichtungszeiten, um ein richtig belichtetes Foto zu erhalten.

Der nächste Nachteil ist in meinen Augen gravierender: Zwischenringe lassen dich nicht mehr beliebig in die Ferne fokussieren.

Da habe ich schon manches Mal geflucht, weil es mir schwer fiel den Bereich zu finden, in dem ich meine Nahaufnahme fotografieren konnte. Gerade bei hohen mm Zahlen musst du jetzt sehr nahe ran, damit du fokussieren kannst.

Hier hilft die Übung, damit du Entfernungen mit Zwischenringen gut abschätzen und für dich nutzen kannst.

In meinem extra für Anfänger in der Makrofotografie erstellten Kurs, lernst du ganz schnell das Equipment, das du schon besitzt optimal zu nutzen, egal ob du Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv oder mit Makroobjektiv machst. Schau ihn dir an:

Schneeflocke im Haar als Klassisches Wintermotiv und Beispiel für Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv, da mit Zwischenringen an der Nikon Z6 entstanden
Schneeflocke fotografiert mit Nikon Z6 und zwei Zwischenringen

Hier noch einmal die Vor- und Nachteile von Zwischenringen als Tabelle:

Vorteile von Zwischenringen

  • Erweiterte Nahfokussierung:
    Du kannst näher an deinem Objekt fokussieren.
  • Beibehalten der Bildqualität
  • Erhaltung der Autofokus-Funktion (wenn du Zwischenringe mit elektronischen Kontakten kaufst, wozu ich dir rate).
  • Kostengünstig (Deutlich unter 100€ zu bekommen.)
  • leicht (Das schätze ich gerade auf Wanderungen sehr.)

Nachteile von Zwischenringen

  • Verlust von Fokusdistanz: Du kannst nicht mehr beliebig in die Ferne fokussieren, musst also nahe ran. Mit etwas Übung gewöhnst du dich daran.
  • Veränderung der Belichtung: Du musst den Lichtverlust durch mehr Licht, längere Belichtungszeit oder höhere ISO ausgleichen.
  • Einschränkung der Schärfentiefe: Du bekommst weniger von deinem Objekt scharf, aber auch einen schön verwischten Hintergrund.
  • Verlust von Bildstabilisierung: Der Bildstabilisator in deinem Objektiv weiß nichts von dem Zwischenring und gleicht Verwackelung evtl. nicht so gut aus. Du hilfst dir mit kurzen Belichtungszeiten oder einem Stativ.

Mit den Nachteilen kann ich sehr gut umgehen und möchte meine Zwischenringe gerade auf Wanderungen, wo ich kein Makroobjektiv mitnehme, für Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv nicht mehr missen. Wer weiß welche unerwartete Orchidee am Wegesrand steht.😉

Nahaufnahme ohne Makroobjektiv, stattdessen mit einem Zwischenring wodurch ich näher an dieses Kuhschellentrio heran kam
Kuhschellen ganz nah, Nikon Z6, Universalzoom bei 70mm mit Zwischenring

Möglichkeit 3: Nahlinsen und Achromaten

Nahlinsen

Set aus 4 Nahlinsen mit unterschiedlicher Dioptrienzahl.

Nahlinsen sind zusätzliche Linsen, die vor dein Objektiv geschraubt oder geklemmt werden. Sie sind quasi eine Lupe für die Kamera.

Mit ihnen kannst du dichter an deinem Objekt fokussieren und es wird dabei noch vergrößert.

Sie kommen in unterschiedlichen Dioptrienzahlen (Vergrößerungen) und lassen sich auf dein Objektiv aufschrauben oder mittels Schnappverschluss anklemmen.

Die Nahlinsen zum Aufschrauben, wie du das von einem Graufilter oder Polfilter kennst, müssen natürlich den richtigen Durchmesser für dein Objektiv haben.

Alternativ kannst du die Nahlinse in dem größten Durchmesser kaufen. Diese kannst du mithilfe von Adapterringen auch auf Linsen mit kleinerem Durchmesser benutzen.

Ich nutze die Adapterringe von K&F für meine Filter. Nahlinsen nutze ich selbst nicht, da sie oft Abbildungsfehler produzieren.

Adapterringe sind nützlich, um Filter auf kleineren 

Hier die Vor- und Nachteile von Nahlinsen als Tabelle

Vorteile von Nahlinsen

  • Erweiterte Nahfokussierung:
    Du kannst näher an deinem Objekt fokussieren.
  • Erhaltung der Autofokus-Funktion 
  • Kostengünstig (Deutlich unter 100€ zu bekommen.)
  • Leicht und einfach anzuwenden
  • Keine Veränderung der Belichtung

Nachteile von Nahlinsen

  • sehr oft eine Verminderung der Bildqualität durch chromatische Aberrationen (Farbsäume an Kanten) oder Verzerrungen und Abdunkelungen an den Rändern (Deshalb benutze ich keine Nahlinsen)
  • Du braucht oft mehr als eine, da sie nur in einer bestimmten Dioptrinzahl sind.

Achromaten

Achromaten werden wie Nahlinsen vor das Objektiv gesetzt. Sie bestehen allerdings aus mehreren Linsen. Dadurch werden viele Abbildungsfehler, die bei einfachen Nahlinsen auftreten, geringer. 

Besonders die chromatischen Aberrationen (grüne und lila Farbsäume an Kanten) werden vermindert. 

Leider werden sie umgangssprachlich oft auch nur als Nahlinsen bezeichnet.

Raynox DCR-0250 Super Makro mit Universal-Schnappadapter ist ein Achromat bestehend aus mehreren Linsen, der flexibel auf Objektive aufgesetzt werden kann.

Raynox MSN-202 Makrovorsatzobjektiv, welches Andrea, eine Teilnehmerin meiner Fotowanderreise ins Elbsandsteingebirge, benutzt. 

Einen Achromaten nutze ich nicht selbst. Auf der Fotowanderreise im Elbsandsteingebirge sind aber von Andrea schöne Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv entstanden. Für diese hat sie einen Raynox Makrovorsatz genutzt.

Andrea’s Erfahrung: “Man muss sich mit dem Makrovorsatz manchmal in die Schärfenebene etwas “hineinwackeln”. Wegen seiner geringen Größe und des überschaubaren Preises finde ich es aber einen guten Einstieg in die Makrofotografie.”

Hier zwei Bilder, die Andrea mir zur Verfügung gestellt hat, damit du dir ein Bild von ihren Aufnahmen mit dem Achromaten machen kannst.

Da kommen schon schöne Fotos raus. 😃

Mit einem Achromaten entstandene Blütenaufnahme und damit als Beispiel für eine Nahaufnahme ohne Makroobjektiv
schön scharfe Fliege auf Blüte mit 42mm und Achromat als Alternative zum Makroobjektiv fotografiert und damit ein Beispiel für eine Nahaufnahme ohne Makroobjektiv

Hier die Vor- und Nachteile von Achromaten als Tabelle

Vorteile von Achromaten

  • Erweiterte Nahfokussierung:
    Du kannst näher an deinem Objekt fokussieren.
  • Erhaltung der Autofokus-Funktion 
  • Kostengünstig, aber teurer als einfache Nahlinsen (Deutlich unter 100€ zu bekommen.)
  • Leicht und einfach anzuwenden, oft zum Draufstecken oder mit Schnappadapter
  • Keine Veränderung der Belichtung

Nachteile von Achromaten

  • Auch wenn die Bildqualität besser ist als bei einfachen Nahlinsen, weisen Achromaten teilweise eine Verminderung der Bildqualität auf.
  • Du braucht oft mehr als einen, da sie nur in einer bestimmten Dioptrinzahl sind.

Möglichkeit 4: Umkehrring

Mittels eines Umkehrrings oder Retroadapters kannst du dein vorhandenes Objektiv “falsch herum”, also mit der Frontlinse, an der Kamera befestigen. 

Bei geringen Brennweiten ergeben sich erstaunliche Vergrößerungen für Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv.

Einen Umkehrring musst du ganz gezielt für den Anschluss deiner Kamera und den Gewindeanschluss deines Objektivs kaufen. Bei mir ist das der Z Anschluss für meine Nikon Z6 und ein 72mm Gewinde für das Universalzoomobjektiv mit 24-70mm.

Ein Umkehrring ist super günstig, dafür hat er aber auch keine elektronischen Kontakte, um Autofokus oder Blende zu übertragen. 

Da du bei ganz modernen Kameraobjektiven die Blende nicht mehr am Objektiv einstellen kannst, ist es eine ziemliche Fummelei, die Blende zu ändern und manuell bei so einer starken Vergrößerung zu fokussieren.

Fazit: Mich hat der Umkehrring nicht überzeugt und jetzt liegt er in der Schublade.

Bin gespannt, ob du andere Erfahrungen gemacht hast.

Mit Umkehrring als Nahaufnahme ohne Makroobjektiv fotografierte Brombeere
Mit dem Umkehrring an der Nikon Z6 Kamera fotografiert.

Hier die Vor- und Nachteile des Umkehrrings als Tabelle

Vorteile vom Umkehrring

  • Hohe Vergrößerungsfähigkeit
  • Kostengünstige Variante (<20 €)
  • Bildqualität bleibt weitgehend erhalten, obwohl das von Objektiv zu Objektiv variiert

Nachteile vom Umkehrring

  • Manueller Fokus und Blende
  • evtl. lässt sich die Blende auch gar nicht mehr verändern. (Es sei denn du drehst dein Objektiv bei eingeschalteter Kamera, was ich zumindest nicht tue.)
  • Staub und Schmutzanfälligkeit der rückwärtigen Linse, die ja jetzt allem ausgesetzt ist.
  • Je nach Modell lässt sich der Umkehrring auch nicht so leicht wieder aus dem Gewinde lösen.

Wenn du gerne Detailfotos machst, kennst du bestimmt das Problem, dass der Wind es dir schwer macht beim Fotografieren. Da musst du oft zu kleinen Tricks greifen, um ein schönes Foto zu bekommen.

Hol dir meine 7 Tricks für tolle Fotos obwohl der Wind pfeift:

Seltene Frühblüher fotografieren, wie hier das Adonisröschen, setzt Ortskenntnis voraus
Adonisröschen mit Nikon Z6 und Zwischenring

Die Fotoaufgabe “Blüten fotografieren – Blüteninneres ist zwar schon vorbei, aber schau mal rein. Dort gibt es in den Kommentaren viele Beispiele für gelungene Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv.

Wie immer freue ich mich sehr über deinen Kommentar. Machst du deine Nahaufnahmen ohne Makroobjektiv? Welches Zubehör benutzt du? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Schreib es gerne hier drunter, damit auch andere Leser davon profitieren.

Mach dir dein eigenes Bild!

Die Kate

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