Bevor du hier die ganze Technik liest, lass dich inspirieren von den tollen Fotos, die zur Fotoaufgabe Mehrfachbelichtung in die Kommentare gepostet wurden.
Moderne Kameras wie die Nikon Z-Reihe, Olympus E-M 1, OM-1, Canon EOS 90D, EOS 7D Mark II, EOS 6D Mark II, EOS 5D Mark IV EOS RP und EOS R5, EOS R6 und EOS-1D X Mark III, Panasonic Lumix DMC-TZ100 u.a. geben dir die Möglichkeit Mehrfachbelichtung im Menü auszuwählen und direkt in der Kamera mehrere Bilder übereinander zu fotografieren.
Damit eröffnen sich dir schier ungeahnte kreative Möglichkeiten.
Sollte deine Kamera keine Funktion „Mehrfachbelichtung“ haben, kannst du mit langen Belichtungszeiten etwas Ähnliches erzeugen. Lies dazu einfach 3. und überspringe die modernen Kameras.
Wie immer steckt der Teufel im Detail und deine ersten Versuche ergaben vielleicht eher chaotische oder einfach „matschige“ Bilder.
Hier findest du neben einer technischen Anleitung auch kreative Ideen, die du gut als Ausgangspunkt für eigene Mehrfachbelichtungen nehmen kannst.
1. Anleitung für moderne Kameras mit der Funktion Mehrfachbelichtung
Grundlagen
Die Funktion „Mehrfachbelichtung“ findest du im Menü deiner Kamera unter den Einstellungen für die Aufnahme von Fotos.
Leider ist jede Kamera verschieden und du kannst nur im Handbuch genau finden, wo die Funktion ist und unter welchen Bedingungen sie einsetzbar ist.
Du musst die Funktion natürlich auf „Ein“ oder „An“ stellen. Bei meiner Nikon Z6 kann ich wählen, ob ich nur eine Mehrfachbelichtung machen möchte oder mehrere hintereinander. Bei anderen Kameras z.B. Olympus kann es sein, dass du nur 2 Bilder kombinieren kannst (Doppelbelichtung) und dann wieder ins Menü musst.
Bei manchen Kameras funktioniert „Mehrfachbelichtung“ nur wenn RAW/JPEG Aufnahmen gemacht werden.
Manche Kameras speichern die fertige Mehrfachbelichtung nur als JPEG. Auch hier muss ich dich auf dein Handbuch verweisen.
Wenn deine Kamera dir die Möglichkeit gibt, würde ich immer alle Einzelaufnahmen behalten.
Das gibt dir später auch noch einmal die Möglichkeit zu sehen aus welchen Bildern (mit welchen Einstellungen) deine Mehrfachbelichtung entstanden ist.
Überlagerungsmodi
Überlagerungsmodus Addieren (Olympus: Auto-Verstärkung auf [AUS])
- Die Mehrfachbelichtung wird heller mit jeder Aufnahme, da mehr Licht auf den Sensor fällt.
- Braucht sorgfältiges Abschätzen der Belichtung und meist manuelles Einstellen, da jede Kameraautomatik nur jedes einzelne Bild richtig belichtet.
- Gefahr von ausgebrannten Bereichen ist hoch
Überlagerungsmodus Durchschnitt (Olympus: Auto-Verstärkung auf [AN])
- Die Belichtung der Einzelbilder wird angepasst und die Mehrfachbelichtung ist richtig belichtet.
- Funktioniert z.B. mit der Zeitautomatik in der Regel recht gut.
- Gefahr von ausgebrannten Bereichen ist gering.
Überlagerungsmodi Aufhellen und Abdunkeln
Aufhellen
- Steht leider nicht bei allen Kameras zur Verfügung
- Die Kamera vergleicht die Pixel in allen Teilbelichtungen und benutzt jeweils das hellste.
- Überlagerungen mit Silhouetten (s.u.) brauchen diesen Modus.
Abdunkeln
- Steht leider nicht bei allen Kameras zur Verfügung
- Die Kamera vergleicht die Pixel in allen Teilbelichtungen und benutzt jeweils das dunkelste.
- Meiner Meinung nach schwierigster Modus.
Oft fällt es uns schwer bei Farben abzuschätzen, ob ein leuchtendes rot z.B. heller oder dunkler ist als ein blau oder grün in der Nähe.
Erstes Bild für die Mehrfachbelichtung wählen (Olympus: Überlagern [AN])
Etliche Kameramodelle geben dir die Möglichkeit für das erste Bild eins von deiner Speicherkarte auszuwählen. Du musst also gar nicht beide Bilder direkt hintereinander fotografieren.
Leider hängt ob du ein Bild verwenden kannst oft davon ab, ob das Bild in RAW oder JPEG vorliegt.
Schau bitte dafür wieder in das Handbuch deiner Kamera.
Mit dieser Möglichkeit kannst du auch mit einer Olympus mehr als 2 Bilder belichten. 1. Du machst eine klassische Doppelbelichtung. 2. Du speicherst das Bild als RAW Format ab und 3. Wählst du es als erstes Bild für die nächste Doppelbelichtung aus.
2. Bildideen für Mehrfachbelichtung mit moderner Kamera
Geisterbilder
Ob deine kreativen Fotos mit Mehrfachbelichtung gelingen hängt wie immer nicht nur von der Technik, sondern vielmehr von den Gedanken ab, die du dir vorher über das fertige Bild gemacht hast.
Am besten haben die einzelnen Bilder einen Zusammenhang oder eine Beziehung zueinander.
Die einfachste Art dieser Beziehung sind bewegliche Objekte, die einmal da und einmal nicht da sind.
Dadurch erscheinen in der Mehrfachbelichtung Geisterbilder.
Spannend sind hier auch Mehrfachbelichtungen aus mehreren Bildern mit der Serienbildfunktion, die dann unterschiedliche Stadien einer Bewegung im fertigen Bild zeigen.
Drehung oder Verschiebung eines Motivs
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Umrunden eines Motivs (komplett oder teilweise)
Ich habe diese Technik zuerst bei Pep Ventosa gesehen, der sie auch perfektioniert hat und hunderte Einzelaufnahmen z.B. von der Umrundung eines Baumes kombiniert.
Natürlich kombiniert er so viele Bilder nicht in der Kamera, aber mit wenigen Bildern lassen sich schon schöne Effekte erzielen.
Wenn du dich für das Kombinieren von Fotos in Photoshop interessierst, dann schau mal in den „Aus zwei mach eins“ Kurs.
Unterschiedlich gefärbte Exemplare einer Art
Gerade bei Blumen finden sich oft schöne Exemplare mit unterschiedlichen Farben.
Hier sind es die gängigen blauen Traubenhyazinthen und die selteneren weißen als Doppelbelichtung im Modus „Durchschnitt“.
Mensch und Natur
Hier kombinierst du einer Silhouette, die meist durch eine Gegenlichtaufnahme eines Menschen oder Kopfes entstanden ist mit einer Landschaftsaufnahme. Du brauchst dazu den „Licht“ Modus. Wenn du keinen hast, kannst du immernoch deine Aufnahme planen und die Einzelbilder entsprechend fotografieren. Die Überlagerung nimmst du dann jedoch in Photoshop vor. Dazu kannst du dir z.B. folgende Anleitung ansehen. Das funktioniert, da deine Landschaft in der Regel heller als die Silhouette ist, aber dunkler als der Hintergrund in der Gegenlichtaufnahme.
Entwicklungsstadien
Die gleiche Technik habe ich für das Bild mit dem Tannenzapfen angewandt.
Da meine Nikon Z6 den Modus „Licht“ bietet ist die Mehrfachbelichtung direkt in der Kamera entstanden.
Mehrfachbelichtung aus scharfem und unscharfem Foto
Manchmal sieht die Landschaft selbst recht unspektakulär und unruhig aus.
Besonders bei Waldaufnahmen kann es gut sein, dass ein scharfes Foto mit einem ICM Foto mit vertikaler Bewegung ein wunderbar abstraktes Foto gibt.
Wenn du jetzt nicht weißt wie du ein ICM (intentional camera movement) Foto machst, dann schau mal im Blog-Artikel: Abstrakte Fotografie – „intentional camera movement“ vorbei.
Auch für diese Art der Mehrfachbelichtung nehme ich gerne den „Licht“ Modus. Aber auch mit „Durchschnitt“ und „Additiv“ entstehen schöne Bilder“.
3. Anleitung und Bildideen für Mehrfachbelichtung mit Kameras ohne diese Funktion
Wenn deine Kamera keine Funktion für die Mehrfachbelichtung hat, wie z.B. meine Canon 600D, dann nutzt du eine Langzeitbelichtung.
Das Prinzip ist ganz einfach. Du lässt eine gewisse Zeit Licht auf den Sensor deiner Kamera fallen, z.B. 4 sek. Dabei fällt das Licht von einer Szene für einen Teil der Zeit und das Licht einer anderen Szene für die restliche Zeit auf den Sensor.
Du kannst für eine einfache Übung die Kamera auf das Stativ stellen und nur die Szene vor der Kamera verändern. Wenn sich dabei die Lichtverhältnisse nicht gravierend verändern reicht sogar die Belichtungsmessung der Kamera aus, für ein richtig belichtetes Bild.
Voraussetzung ist, dass du eine ausreichend lange Belichtungszeit hast, um die Szene zu wechseln.
Am besten probierst du Mehrfachbelichtungen mit einer Kamera ohne diese Funktion erst einmal zu Hause mit kontrolliertem unveränderlichem Licht und Objekten, die du in deine Szene hinein bringst oder entfernst.
Hier die Anleitung für deine Doppelbelichtung über eine Langzeitbelichtung:
- Stelle die Kamera auf die Zeitautomatik A (Av) und ISO auf den kleinsten Wert
- Wähle die passende Blende
- Schaue mit halb durchgedrückten Auslöser, ob deine Belichtungszeit lang genug ist. Wenn du zwei unterschiedliche Szenen (z.B. vor und hinter dir) kombinieren willst, schaue dir für beide die jeweilige Belichtungszeit an.
- Wenn die Belichtungszeit bei einer Szene zu kurz ist, um sie manuell zu stoppen, brauchst du einen Graufilter. Damit wiederholst du dann die Belichtungsmessung. Merke dir das Verhältnis der beiden Belichtungszeiten zueinander.
- Belichte die beiden Szenen im richtigen Verhältnis, indem du nach der entsprechenden Zeit die Kamera umschwenkst oder etwas in die Szene hinzufügst oder wegnimmst.
- Wenn du schnell in deinen Bewegungen bist, brauchst du nichts weiter zu beachten, da die Bewegung nicht stört.
Hast du Zweifel, ob du oder dein Objekt schnell genug sind, schaltest du in den manuellen Modus und addierst, die Zeit, die zu zum Wechsel der Szene brauchst einfach zur eingestellten Belichtungszeit dazu. Jetzt deckst du nach der ersten Belichtung einfach mit dem Kameradeckel ab und öffnest für die berechnete Zeit der neuen Szene wieder. - Mittels Bildkontrolle schaust du, ob die Belichtung und die Komposition passt.
Bei meinen Bildern von Buchtitel mit Textur haben alle Bilder die gleiche Belichtungszeit von 4 sek und ich habe während dieser Zeit einfach verschiedene Geschenkpapiere, Buchhüllen u.ä. vor das Buch gehalten.
Viel Spaß bei deinen Mehrfachbelichtungen.
Hast du Fragen oder willst deine Erfahrungen mit uns teilen, dann schreib sie gerne hier drunter.
Hast du eigene Fotos mit Mehrfachbelichtung gemacht, dann kommentiere gerne in der Fotoaufgabe zum Thema Mehrfachbelichtung. Lass dich von den eingereichten Bildern inspirieren und lade gerne dein eigenes Bild zur Mehrfachbelichtung dort hoch.
Mach dir dein eigenes Bild!
Die Kate
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Hier eine Doppelbelichtung von unserer Fotoreise nach Kirgisistan. Bergspitzen…
Hallo Beate, danke dir für dein Foto hier. Spannend finde ich die quasi zusammenstoßenden Berge, aber auch den schönen Kontrast zwischen dunklem und hellem Himmel. War bestimmt eine beeindruckende Reise. Toll, dass du da auch zu kreativen Techniken gegriffen hast.
Die Kate