Wann du einen Polfilter in der Landschaftsfotografie nicht missen möchtest und wie du ihn einsetzt.
Der Polfilter (korrekter: „zirkularer Polarisationsfilter“ oder auf englisch „circular polariser“) ist, neben dem Graufilter, der zweite unverzichtbare Filter für einen Landschaftsfotografen. Na, siehst du einen Unterschied in den beiden Bildern?
Dabei ist die Wirkung eines Polfilters ist nicht so leicht zu erklären wie die eines Graufilters. Falls du noch keinen Graufilter hast, schau mal (nachdem du diesen Artikel gelesen hast 😉) in meinem Blog-Artikel: “Welchen Graufilter (ND Filter) brauchst du?” vorbei.
Für seine Wirkung ist polarisiertes Licht erforderlich und dieses tritt nur unter bestimmten Umständen, z.B. in reflektiertem Licht auf.
Am leichtesten siehst du die Wirkung an einem LCD Bildschirm. Dieser strahlt 100% polarisiertes Licht aus. Ein zirkularer Polfilter, so wie du ihn habe willst, lässt sich jetzt so drehen, dass er dieses Licht entweder vollständig hindurch lässt oder vollständig absorbiert.
Polfilter - Einsatzmöglichkeiten in der Landschaftsfotografie
1. Sichtbare Spiegelungen entfernen
Spiegelungen entfernen ist wohl die wichtigste Anwendung eines Polfilters. Sie lässt sich auch nicht durch eine Bildbearbeitung ersetzen.
Das ist auch der auffälligste Unterschied zwischen den ersten beiden Bilder. Dort ist im Bild mit dem Polfilter die Spiegelung auf dem Wasser entfernt und es erscheint dunkel. Wenn Du sehr klares Wasser z.B. in einem Bach hast, kannst du durch das Wasser hindurch fotografieren und Wasserpflanzen oder Fische besser sichtbar machen.
Leider ist der Effekt eines Polfilters ganz entscheidend von der Richtung des Lichtes abhängig. In extremen Gegenlicht wie in diesen beiden Bildern, ist dieser Effekt nur teilweise (im unteren Teil des Bildes vorhanden.
2. Blau des Himmels und Grün der Pflanzen satter machen
Wenn die Sonne hinter dir steht und quasi im 90° Winkel auf den Himmel oder das Wasser vor dir trifft, wird das blau viel dunkler und satter.
Das ist sowohl ein schöner Effekt bei blauem Meer, als auch wenn du tagsüber einen blauen Himmel mit weißen Wolken hast.
Ich setze den Polfilter aber auch gerne an Wasserläufen im Wald ein. Er nimmt die Spiegelung von nassen Oberflächen und macht das Grün satter und die Szene vom Farbton her wärmer (gelblicher).
Hier zwei Bilder, die dir den Effekt deutlich zeigen. Aber was soll ich sagen? Mein Stativ stand im Wasser beim ersten Foto. Der Rucksack liegt deutlichen trocken und gut verschlossen ein paar Meter entfernt. (Hast du schon einmal Ameisen im Rucksack gehabt, weil du vergessen hast, ihn zuzumachen? 😉) So die Ausgangslage, als ich realisiere, dass ich einen Polfilter brauche.
Ich lasse nie die Kamera auf dem Stativ in der Landschaft alleine. Meine größte Angst ist, dass ein Hund um die Ecke geschossen kommt und sie umrennt oder der Untergrund doch nicht so stabil war wie gedacht. Bisher konnte ich in solchen Situationen das Stativ immer rechtzeitig festhalten und verhindern, dass Stativ und Kamera im Wasser oder Dreck landeten.
Ich ging also mit Stativ und Kamera zurück zum Rucksack, schraubte den Polfilter drauf, fand eine neue Perspektive und machte mein Foto mit dem Polfilter. Leider habe ich nicht daran gedacht für dich noch einmal ein genau gleiches Foto ohne Polfilter zu machen.
Einzelne Effekte in diesem Bild
Siehst du trotzdem den Unterschied, den der Polfilter für die Felsen und das Grün darauf macht? Wo die Spiegelung entfernt ist, erscheint das Grün deutlich satter.
Auch das Braun der Buchenblätter auf dem Waldboden verändert sich. Es wirkt viel wärmer, obwohl der Weißabgleich genau gleich eingestellt ist.
Der verwischte kleine Bach erscheint jetzt allerdings als hätte er weniger Volumen, da du durch das Wasser hindurch gucken kannst. Bei gleicher Blende und ISO hat sich die Belichtungszeit durch den Polfilter verlängert (etwa verdoppelt) und der Miniwasserfall ist mehr verwischt.
Sattere Farben und mehr Kontrast lassen sich auch in der Bildbearbeitung noch erzeugen. Spiegelungen schon bei der Aufnahme zu entfernen, kann allerdings nur der Polfilter. Nachträglich kannst du diese nur durch mühsame Retusche oder Wegschneiden von Bildbereichen loswerden.
3. Regenbogen verstärken
Dadurch, dass das Licht in einem Regenbogen polarisiert ist, wird es durch den Polfilter entweder vollständig hindurch gelassen oder absorbiert.
Also kann es dir sogar passieren, dass der Regenbogen fast weg ist, je nach Einstellung des Filters.
Aber wie wird der Regenbogen jetzt verstärkt? Ganz einfach: Das Himmelsblau wird bei entsprechender Stellung des Polfilters dunkler und dadurch tritt der Regenbogen besser hervor.
Ganz ehrlich? Ich hab noch nie zum Regenbogen Fotografieren einen Polfilter benutzt. Meist ist die Zeitspanne, wo er schön zu sehen ist, viel zu kurz, um den Filter draufzuschrauben und richtig einzustellen.
Das war mir bisher zu riskant. Da hab ich lieber die beste Perspektive gesucht und mich zu einem schönen Vordergrund bewegt.
Praktische Anwendung
Einen Polfilter zu benutzen ist ganz einfach:
1. Den Filter schraubst du einfach mit seinem Gewinde vorn auf die Linse.
2. Um die Stärke des Effektes einzustellen, drehst du ihn. (Tipp: Du kannst den Polfilter immer in eine Richtung drehen. Der Effekt wird abwechselnd stärker und schwächer. Wenn du ihn in die Richtung drehst, wie du ihn aufgeschraubt hast, verhinderst du ein versehentliches Abschrauben des Filters.)
3. Foto machen und Bildkontrolle am Display.
Spezialfall 1:
Wenn du den Polfilter an einer starken Weitwinkelbrennweite benutzt, kommt es manchmal zu ungleichmäßig abgedunkeltem Himmel. Das liegt daran, dass das Licht in unterschiedlichem Winkel auftrifft und dadurch unterschiedlich polarisiert wird.
Stellst du bei der Bildkontrolle fest, dass der Himmel ungleichmäßig abgedunkelt ist, dann bist du gut beraten, wenn du den Polfilter in der Stärke etwas zurück nimmst. Kleinere Ungleichmäßigkeiten lassen sich in der Bildbearbeitung ausgleichen, starke eher schwieriger.
(Tipp: Findest du es schwer zu entscheiden, ob der Effekt ungleichmäßig ist, mach einfach ein zusätzliches Foto mit schwächer eingestelltem Filter.)
Spezialfall 2:
Du möchtest einen Polfilter mit einem Graufilter kombinieren, da du lange Belichtungszeiten brauchst und Spiegelungen entfernen möchtest.
Das geht, weil der Polfilter noch ein zweites Gewinde hat, auf das ein weiterer Filter aufgeschraubt werden kann, aber der Effekt des Polfilters ist durch die Verdunklung schlecht zu sehen. Dann hat sich für mich folgendes Vorgehen bewährt:
- Die Kamera stellst du wegen der langen Belichtungszeit auf ein Stativ und stellst den Bildstabilisator ab
- Dann fokussierst du mit dem Autofokus ohne Filter auf dein Objekt; oder, bei Landschaft mit Weitwinkel so, dass alles von vorne bis hinten scharf ist.
- Schalte jetzt den Autofokus ab und achte darauf, dass du weder am Fokusring noch am Zoom drehst.
- Jetzt schraubst du vorsichtig den Polfilter auf und stellst ihn wie gewünscht ein.
- Da du jetzt erst den Graufilter aufschraubst, musst du sehr darauf achten, den Polfilter nicht zu drehen. Du kannst dir die Stellung des Polfilters auch merken oder anzeichnen, um ihn nach Aufschrauben des Graufilters wieder in die richtige Position zu bringen.
- Foto machen und Bildkontrolle am Display.
Polfilter Kaufberatung - 3 Kriterien
Du möchtest jetzt natürlich wissen, was du beim Kauf eines Polfilters beachten musst. Deshalb habe ich dir hier die drei wichtigsten Kriterien zusammengestellt, die es beim Kauf zu berücksichtigen gilt.
1. Kriterium: Schraub oder Stecksystem?
Polfilter zum Aufschrauben (rund und mit Gewinde) sind eine gute Wahl für dich als Hobbyfotograf. Sie lassen sich leicht auf und abschrauben und nehmen wenig Platz weg.
Die Stecksysteme z.B. von Rollei sind deutlich teurer, platzintensiver und schwerer und können, wenn du nicht sorgfältig darauf achtest, undicht sein. Dann lassen sie Licht seitlich ungefiltert durch, was du als sehr unschön in deinen Bildern sehen würdest.
2. Kriterium: Die Abmessungen
Polfilter kommen in unterschiedlichen Größen (Filter-Durchmessern) daher. Deshalb musst du beim Kauf darauf achten, dass du den für dein Objektiv passenden Polfilter kaufst.
Der Durchmesser deines Objektives steht in der Regel irgendwo auf dem Objektiv drauf. Hier zwei Beispiele wo die Angabe des Durchmessers vorn (Ø 62 mm) bzw. an der Seite vermerkt ist (Ø 58 mm).
Wenn du mehrere Objektive hast, kaufst du einen Polfilter, der auf das Objektiv mit dem größten Durchmesser passt.
Mit sehr preiswerten Adapterringen, wie hier abgebildet, kannst du diesen dann auch auf die anderen Objektive schrauben.
Filter werden in verschiedenen Dicken/Bauhöhen produziert. Es gibt sie in normal und besonders dünn (heißen dann “slim”). Eine Slim-Filterfassung steht nicht so weit über das Objektiv hinaus wie eine normal dicke Fassung.
Das ist besonders gut für Weitwinkelobjektive, weil die bei ihrem weiten Blickwinkel sozusagen vor den Filter gucken und dann dunkle Ecken im Bild entstehen. Das kannst du dir vorstellen, als ob du durch ein Rohr schaust. Je kürzer das Rohr, desto weniger hast du die Seiten im Bild.
Obwohl du die Ecken in der Bildbearbeitung natürlich durch Beschneiden des Bildes entfernen kannst, verlierst du dabei immer etwas von deinem Bild.
Deshalb möchtest du dir deinen Polfilter in der slim Variante kaufen, wenn du ihn auf einem Weit- oder Superweitwinkel Objektiv einsetzen willst.
3. Kriterium: Das Material
Das Glas, die Vergütung und Verarbeitung
Ähnlich wie einer Brille, bei der die Glasqualität und die Entspiegelung eine wichtige Rolle spielen, ist es auch bei einem Filter. Da du dich bewusst für ein gutes Objektiv entschieden hast, möchtest du die Bildqualität nicht durch einen schlechten Filter beeinträchtigen.
Eine mehrfache Vergütung (Multi Coating, abgekürzt MC), die aus mehreren extrem dünnen Schichten Metallsalz besteht, vermindert Spiegelungen besonders gut.
Dadurch, dass diese Schichten leicht zerkratzen könnten, bringen gute Hersteller noch eine Extra-Schicht kratzfestes, wasser- und schmutzabweisendes Material auf. Das wird dann oft „nano“ oder „multi resistant coating, MRC“ genannt.
Billige Hersteller rühmen sich oft auch mit einer Vergütung, vergüten aber oft nur die Vorderseite des Filters. Dann gibt es Geisterbilder. Auch bei diesem Kriterium möchtest du nicht die billigste Variante kaufen.
Kurz zusammengefasst – meine Polfilter Empfehlung
- Die richtige Größe: zum Durchmesser deines Objektiv passend und am besten in der slim Variante.
- Achte auf gutes Glas und eine mehrfache Vergütung.
- Hersteller, die ich uneingeschränkt empfehlen kann sind B + W aus dem Hause Schneider-Kreuznach, die schon seit Jahrzehnten hochwertige Filter produzieren, allerdings haben diese auch ihren Preis. Haida und Hoya kann ich empfehlen, weil ich damit gute Erfahrungen gemacht habe.
Und was benutze ich?
Hoya Polarisationsfilter Cirk. Pro1 Digital 82mm laut Amazon gibt es einen Nachfolger, den Hoya Fusion ONE Cirkular Polfilter CIR-PL 82mm.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Fotografieren mit dem Polfilter und viele tolle Fotos. Wenn du Fragen oder Anregungen hast, schreib sie mir unten in die Kommentare.
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Die Kate
Liebe Kate, wunderbar beschrieben, den Polfilter sollte wirklich jeder mal ausprobieren!
Mein Problem war meistens, dass ich ihn zu Hause im Schrank liegen gelassen hatte, statt im Fotorucksack zu deponieren, ist ja wirklich nicht schwer zu schleppen! 🙂
Liebe Helga,
danke für deine email. Vielleicht findest du einen festen Platz im Fotorucksack, wo du ihn immer verstaust. Dann kann er dort sogar bleiben. Da ich durchaus mit verschiedenen Rucksäcken losgehe (wandern, trekking, nur fotografieren), liegt er zwar auch in meiner Fotoschublade, aber beim Rucksack packen hat er egal in welchem Rucksack seinen festen Platz, genau wie der Graufilter und die Adapterringe.
Liebe Grüße
Liebe Kate
Ich würde mir gern einen Polfilter anschaffen besitze aber auch noch keinen Graufilter, du weißt ich bin noch im
Lernmodus .Sag du bitte mal was würdest du kaufen ?N meiner Kamera Nikon D5600 steht Durchmesser 72
Bis jetzt habe ich nur das eine Objektiv was drauf ist. Würde mich gern noch etwas aufrüsten, vor allem auch
wegen Makrofoto .gib mir bitte einmal spezifisch für mich ausgerichtete Hinweise und Vorschläge.
Ich danke dir vielmals Margitta
Liebe Margitta,
für den Polfilter reicht Dir auf jeden Fall der Haida Slim ProII MC C-POL 72mm. Beim Graufilter kaufst du dir ein Set z.B. von Haida oder falls dir das am Anfang noch zu unsicher ist, ob du wirklich 3 brauchst, nimmst du nur einen 64x Graufilter.
Dir ganz viel Spaß damit und tolle Fotos
Die Kate
Hallo Kate
Danke für deine Hinweise. Habe jetzt bestellt wie du empfohlen hast. Jetzt bitte noch einen Hinweis.
Was kaufe ich mir für ein Objektiv für Makrofotos für Nikon D5600
Möchte gern unsere Bienen richtig fotografieren. Danke LG Margitta
Liebe Margitta,
ich hoffe der Polfilter ist inzwischen da und du hast ihn schon ausprobieren können. Deine Frage nach einem Makroobjektiv für deine Kamera passt zwar nicht mehr ganz zum Polfilter, aber schau dir mal das Sigma 105 mm F2.8 . Ich habe ein älteres Tamron und das neue für deine Kamera Tamron F017N SP 90mm F/2.8 Di Macro, 1:1 VC USD Nikon Kamera-Objektive ist fast so teuer wie das 105mm F/2.8 Original von Nikon. Ich hoffe das hilft Dir weiter.
Die Kate