7 Tipps für bessere Insektenfotos

Viele Hobbyfotografen wollen einfach losziehen und tolle Insektenfotos machen. Sehen sie ein Insekt, jagen sie ihm nach oder fotografieren einfach was ihnen gerade vor die Linse kommt. Dann ärgern sie sich, dass das Tierchen so schnell weg ist, nirgends sitzen bleibt, die Biene unscharf oder das Insekt zwar scharf, aber das ganze Bild irgendwie nicht stimmig ist.

Gehörst Du auch dazu? Dann verrate ich dir hier 7 Tricks, wie du mit nur geringem Mehraufwand viel bessere Insektenfotos machst:

1. Eine Pause einlegen

Den besten Platz für deine Insektenfotos finden

Bevor du deine Fotos machst, lege eine Pause ein und genieße den Anblick einer Blumenwiese, deines Gartens oder eines Parks. Klingt ganz banal, ist aber enorm effektiv, um bessere Insektenfotos zu machen. Es ist in meinen Augen sogar das effektivste Mittel, weil du dadurch unglaublich viel mehr siehst.

Dabei kannst Du nämlich ganz nebenbei beobachten, wie Schmetterlinge, Libellen und andere Insekten sich gerne auf die gleiche Blüte setzen. Dir fällt auch auf, welcher Busch, Baum oder welches Beet besonders von Bienen und Wespen umschwirrt wird.

Wenn du auf den Boden schaust, merkst du, dass neben den erwarteten Ameisen, auch Wanzen und andere Käfer dort herumlaufen.

Und sogar im Gartenteich oder Bachlauf wimmelt es von interessanten Minilebewesen.

Rückenschwimmer mit ausgespreizten Hinterbeinen fast ildfüllend in schöner Scharfe als Beispiel für Insektenfotos im Wasser
Rückenschwimmer in einem Bachlauf

Damit hast du in kurzer Zeit einige lohnende Locations gefunden, um deine Insektenfotos zu machen. Das Einzige worauf du jetzt noch achten solltest ist, dir von den unzweifelhaft mehreren Orten, den mit einer guten Beleuchtung auszusuchen.

Diese Heidelibelle flog ein paar Runden und setzte sich immer an denselben Grashalm. Bei genauerem Hinsehen war er sogar schon etwas zusammengedrückt. Ich hätte nicht gedacht, dass Libellen so etwas können.

Aber nachdem ich ihr Verhalten ca. 10 min beobachtet hatte, brauchte ich nur noch die Kamera auf das Stativ zu stellen, den Grashalm zu fokussieren und darauf zu warten, dass sie sich wieder dort hinsetzte.

2. Die Perspektive ändern

Solltest du wider Erwarten nicht nach kurzer Zeit ein interessantes Insekt gefunden haben, hilft dir die Froschperspektive ganz sicher weiter.

Dabei legst du dich ins Gras und schaust dir die Welt von unten an. Du wirst erstaunt sein, wie viele und welche Krabbeltiere du findest.

Wer mich kennt, weiß, dass ich immer ein uquip© Sitzkissen dabei habe. Da macht mir auch Morgentau oder stacheliger Untergrund nichts. Etwas größer, kannst du eine leichte Isomatte z.B. von Calter kaufen.

3. Dir eine Aufgabe für deine Insektenfotos stellen

Hast du dir schon einmal selbst eine kleine Challenge gestellt? Im ersten Moment denkst du vielleicht: Es ist so schon schwer genug ein Insekt einzufangen, jetzt soll ich mich auch noch einschränken? Ja genau das bringt dich ganz schnell zu besseren Insektenfotos.

Du lernst dabei das für die Fotografie Wichtigste: Sehen. Aber du lernst auch, wie du am besten an das Insekt heran gehst, um es aus dieser Perspektive zu fotografieren und welche Art Bilder dir am besten gefallen.

Kennst du das? Du hast dir ein neues Auto einer bestimmten Marke gekauft. Schon bei der Suche, aber auch danach fallen dir unglaublich viel mehr Autos dieser Marke um dich herum auf. Durch deinen Fokus ändert sich deine Wahrnehmung gewaltig. So ist das auch bei Insekten.

Brauchst du noch Ideen für deine Insektenfotos Aufgabe?

Idee Nr. 1

Fotografiere mal einen Tag lang  (oder mehrere Tage) Insekten nur aus einer bestimmten Richtung z.B. ganz von vorn oder nur von der Seite oder vielleicht sogar schräg von unten?

Eins meiner Lieblingsprojekte dieser Art ist: Ich fotografiere ein Insekt nur, wenn es mich anschaut.

Du wirst schnell merken: Auf Augenhöhe wirken Insekten oft sehr viel interessanter als von oben herab.

Idee Nr. 2

Blutströpfchen bei der Paarung an Grashalm hängend als Beispiel für ein Insektenfotos Projekt von paarenden Insekten
Blutströpfchen bei der Paarung

Eine größere Herausforderung könnte dann sein: Heute halte ich mal nach sich paarenden Insekten Ausschau.

Auch hier wirst du mehr finden als du jetzt vielleicht glaubst.

Du hast bestimmt schon Feuerwanzen oder Libellen bei der Paarung beobachtet.

Wegen der geringen Schärfentiefe wirst du oft nur eins der beiden Tiere wirklich scharf bekommen. Dann entscheidest du dich am besten für das dir zugewandte oder das an welchem du dichter dran bist für den Fokuspunkt.

Wenn das Fokussieren mit dem Autofokus nicht klappt, z.B. weil die schwarzen Augen im schwarzen Kopf sich für deine Kamera nicht genug abheben, solltest du manuell fokussieren. Wie das geht, kannst du in meinem blog Artikel: Manueller Fokus nachlesen.

Idee Nr. 3

Insekten in einer eher ungewöhnlichen Umgebung, z.B. am und im Wasser fotografieren. 

Dafür sind tatsächlich außer im Sommer ein paar Gummistiefel hilfreich.

Auch die Insektensuche an Baumrinden oder auf sandigen Böden lohnt sich. Viele Bienenarten z.B. bilden gar keine Bienenvölker sondern leben alleine am Boden.

Neben dem Sehen, kann auch deine Kamera mit ihren Einstellmöglichkeiten dir bei deinen Insektenfotos enorm helfen.

4. Mythos - Hohe ISO unbedingt vermeiden

Hohe ISO Werte, um genügend kurze Belichtungszeiten zu erreichen, sind manchmal notwendig, um die  Bewegungen von Insekten einzufrieren. 

Sie bewegen sich einfach sehr schnell, diese Bienen, Hummeln und Marienkäfer wenn sie fliegen.

Viele moderne Kameras können mit hohen ISO Werten (also der an Filmmaterial angelehnten Lichtempfindlichkeit) sehr gut umgehen und produzieren nur wenig Bildrauschen.

Gehörst du auch zu denjenigen, die aus Angst vor Bildrauschen die ISO auf 100 fest eingestellt lassen? Dadurch geht dir bei ungünstigen Lichtverhältnissen sicher das eine oder andere Foto durch die Lappen, da dein Insekt durch Bewegungsunschärfe komplett unscharf wird. Die Belichtungszeit war einfach zu lang, um die Flugbewegung einzufrieren.

Oder hattest du eine sehr kurze Belichtungszeit im manuellen Modus oder der Blendenautomatik eingestellt? Dann wird dein Bild sehr schnell unterbelichtet. Nachträglich in der Bildoptimierung ein unterbelichtetes Bild aufzuhellen, führt zu viel mehr Bildrauschen, als ein höherer ISO Wert.

Probiere ruhig mal, mit Auto-ISO oder einem ISO-Wert von z.B. 800 oder mehr zu fotografieren.

5. Serienbildaufnahme

Hat deine Kamera eine Serienbildfunktion, wo sie sehr schnell automatisch eine bestimmte Anzahl Bilder macht? Selbst ältere Spiegelreflex- und die meisten Kompaktkameras haben diese Funktion. Ganz oft gibt es dafür einen leicht zugänglichen Knopf oder eine Taste mit dem Symbol von mehreren etwas versetzten Rahmen. 

Gerade in der Insektenfotografie und besonders in der Königsdisziplin “Insekten im Flug fotografieren”, profitierst du davon. Durch ihre schnelle Bewegung lassen sie sich schwer fokussieren. Wenn du allerdings mit einer hohen Bildrate mehrfach über den Kopf hinweg fährst, sind die Chancen auf ein scharfes Bild recht hoch. Außerdem hast du z.B. von einer Libelle mehrere Fotos mit unterschiedlicher Flügelstellung.

Auch wenn deine Kamera dabei nicht viele Bilder in kurzer Zeit machen kann, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass der Fokus zumindest bei einem Bild richtig liegt.

Zu Hause solltest Du solche Serienbilder recht zügig durchschauen und die unscharfen Insektenfotos gleich löschen. Bei einer modernen Kamera kannst du die Menge der Bilder einer Serie begrenzen, um nicht stundenlang am Computer sitzen zu müssen. Ich mache z.B. nie mehr als 100 Bilder.

6. Bildausschnitt bei Insektenfotos

Rhododendronzikade knapp unter 1cm groß, Bild ca. um die Hälfte beschnitten

Nicht immer kommst du ganz nahe an dein ausgewähltes Insekt heran. Da kann es sinnvoll sein, auf die hohe Auflösung und die große Anzahl der Pixel moderner Kameras zu vertrauen und das Bild nachträglich zu beschneiden.

Auch die Bildgestaltung ist ja bei Insektenfotos nicht so einfach wie bei Blumen oder Flechten und Strukturen. Deshalb gehört für mich das Beschneiden der Bilder auch unter gestalterischem Gesichtspunkt einfach zur Bildoptimierung dazu.

Hier lohnt es sich im RAW Format zu fotografieren, um dann bei der Bildbearbeitung (auch z.B. bei der Rauschentfernung) das Maximum aus deinem Bild herauszuholen.

7. Tiere in eine andere Umgebung versetzen

Wenn die Perspektive nun ganz und gar nicht passt, dann bleibt dir manchmal noch die Möglichkeit das Tier einfach zu versetzen. Das geht gut mit Wanzen, vielen Käfern, wie z.B. Marienkäfern, natürlich nicht mit Libellen, Schmetterlingen und Co.

Du kannst dazu im einfachsten Fall deine Hände nehmen und den Käfer drauf krabbeln lassen. Vielleicht hast du so schon jemandem einen Käfer mit dieser Methode gezeigt, den der andere einfach nicht sehen wollte.

Du kannst auch ein Blatt Papier oder eine kleines Lupenglas nehmen, wie du es z.B. mit Kindern zum Beobachten kleiner Tiere nutzt. Wichtig ist immer, dass deine Bewegungen langsam sind, wenn du dich in die Nähe des Insektes begibst. Auch beim wieder frei lassen, gibst du ihm Zeit sich zurechtzufinden und entfernst dich sehr langsam.

Ich weiß: Dieser Tipp ist sehr umstritten, aber ich sehe für die Tierchen keine Gefahr, wenn ich sie nicht bei der Paarung störe, sie nur in unmittelbarer Nähe versetze und ihnen die volle Bewegungsfreiheit wiedergebe.

Dieser 16 Punkt Marienkäfer krabbelte auf dem unschönen Boden. Hier auf der Baumrinde, lies er sich nicht nur besser fotografieren, da es mehr Licht gab, sondern wirkt auch viel besser.

Ich hoffe, dass du mit diesen Tipps noch mehr Spaß am Fotografieren von Insekten hast und deine Insektenfotos wieder ein Stück besser werden.

Wie immer freue ich mich sehr über Kommentare. Teile doch deine Erfahrungen mit dem einen oder anderen Tipp hier mit anderen. Auch deine Fragen beantworte ich dir gerne.

Die Kate

PS: Möchtest du mehr Tipps zu Makrofotografie und schönen Nahaufnahmen?

Dann hol dir meine 7 Tricks für tolle Fotos obwohl der Wind pfeift.

2 Kommentare zu „7 Tipps für bessere Insektenfotos“

  1. Sehr gut aufbereitete Tipps – vielen Dank. Bei Libellen ist es mir besonders aufgefallen, dass sie gerne wieder an ihren Platz zurückkommen, nachdem sie zunächst bei Bewegungen in ihrer Nähe wegfliegen.
    herzliche Grüße
    Ingrid

    hier zwei Aufnahmen – erst eine Libellenlarve kurz VOR dem Schlupf und das zweite die Libelle während des Schlupfs (wenige Minuten Zeitabstand)

    1. Liebe Ingrid,

      Danke für die beiden tollen Aufnahmen. Libellen während des Schlupfes zu beobachten bedarf schon einiger Kenntnis über diese schönen Insekten. Toll eingefangen wie die Larve auf den Stengel geklettert ist und wie sie sich aus der Larvenhülle herausdrängt und schon wie eine fertige Libelle, aber oft eben noch sehr farblos aussieht.

      Die Kate

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