Schon wieder verpasst? Heimische Orchideen fotografieren
Finden, Erkennen und mit der Kamera in Szene setzen

Mai und Juni sind die Monate, wo heimische Orchideen fotografieren am besten funktioniert. Verpasse diese kurze Zeitspanne nicht, sonst musst du wieder ein ganzes Jahr warten.
Im folgenden Beitrag gibt es deshalb Tipps, wie du heimische Orchideen findest, erkennst und tolle Fotos davon machst.
Inhalt
- Wie findest du heimische Orchideen?
- Lebensräume
- Blütezeiten
- Orte
- Wie erkennst und bestimmst du heimische Orchideen?
- Wie fotografierst du heimische Orchideen am besten?
- Ausrüstung und Kameraeinstellungen
- Drumherum
1. Wie findest du heimische Orchideen?
1.1 Lebensräume
Wenn du heimische Orchideen fotografieren möchtest, musst du sie zuerst einmal finden. Hast du gewußt, dass es mehr als 60 heimische Orchideenarten gibt?
Sie sind deutlich unscheinbarer als ihre gezüchteten meist tropischen Geschwister, die du für die Wohnung kaufen kannst.
Heimische Orchideen brauchen ungestörten Lebensraum. Oft sind es Trockenrasen und Magerrasen. Ich finde sie ganz oft an Hängen und steil abfallenden Wiesen, die nicht so oft von Menschen gestört werden.
Manche Orchideenwiesen stehen heute unter Naturschutz und blühen jedes Jahr in voller Pracht.
1.2 Blütezeiten unserer heimischen Orchideen
Unsere heimischen Orchideen blühen im Frühjahr bis Sommer.
Durch den Klimawandel kommt der Frühling zeitiger und während die Literatur sagt: Knabenkräuter blühen in der Regel Mitte Mai bis in den Juni hinein, blühten sie 2024 schon Anfang Mai und waren vielerorts Anfang Juni schon verblüht.
Dieses Jahr (2025) scheinen sie tatsächlich wieder ein wenig später zu sein.
Auch auf Reisen kannst du sie finden. Ja nach Region dann früher oder später als in Deutschland.
Anfang April habe ich z.B. Knabenkräuter und Ragwurz auf Sizilien gefunden und Ende Mai Anfang Juni gab es Knabenkräuter in Cornwall auf dem South West Coast Path.
2019 fand ich auf der tschechischen Orchideenwiese im Naturschutzgebiet Bile Strane Anfang Juni Frauenschuh, Fliegenragwurz und in der Umgegend Kleines Waldvöglein vor.
2024 waren dort zum gleichen Zeitpunkt die Mückenragwurz und die Weiße Waldhyazinthe schon am verblühen.
Blütezeiten:
früh (Mai – Juni) Knabenkräuter, Fliegenragwurz, Frauenschuh;
später (Juni – Juli) Mückenhändelwurz, Weiße Waldhyazinthe, Bienenragwurz
1.3. Orte an denen du heimische Orchideen finden kannst
Das Weitergeben von Standorten ist heute eine zweischneidige Angelegenheit. Zu oft werden Mohnfelder, Sonnenblumenfelder oder eben auch Orchideenwiesen für das perfekte Foto zerstört. Deshalb findest du hier keine GPS Daten.
Unsere heimischen Orchideen stehen nicht umsonst unter Naturschutz. Sie werden leider immer seltener. Bitte zertrampele keine Orchideen für dein perfektes Foto.
Am leichtesten für mich zu erreichen und mit Orchideengarantie ist die Orchideenwiese in Altenberg im Erzgebirge.
Dort findest du schöne Knabenkräuter in unterschiedlichen Rosatönen.
Bílé stráně ist ein Naturschutzgebiet in Böhmen (Tschechien) mit ganz verschiedenen Orchideen, wie z.B. der Fliegen-Ragwurz oder die Mücken-Händelwurz.
In der Nähe von Bonn gibt es im Naturschutzgebiet Wahner Heide Knabenkräuter.
Selbst in der Nähe von Wien gibt es im Biosphärenpark Wienerwald 5 verschiedene Orchideen.
Das Naturschutzgebiet „Orchideenparadies Rothenstein“ kenne ich nur aus Erzählungen. Die NABU (Naturschutzbund Deutschland) Stiftung Nationales Naturerbe betreut es mit und sagt, dass hier Waldhyazinthe, Frauenschuh, Purpurknabenkraut, Bocksriemenzunge, Bienenragwurz und Brandknabenkraut wachsen.
2. Wie erkennst und bestimmst du heimische Orchideen?

Auch wenn es am Anfang schwerfällt:
Mit der Zeit entwickelst du ein Gespür für unsere heimischen Orchideen – trotz ihrer Vielfalt in Größe, Form und Blütenfarbe.
Die meisten Knabenkräuter blühen in Rosa, das Waldvöglein in Weiß, und bei Arten wie dem Frauenschuh oder vielen Ragwurzen dominieren kräftige Töne.
Zum Bestimmen nutze ich die Apps ObsIdentify oder iNaturalist, doch gerade bei Orchideen liefern Apps und Google Lens oft ungenaue Ergebnisse.
Oft belasse ich es dann bei der Tatsache z.B. eine Ragwurz gefunden zu haben.
Eine verlässliche Bestimmungsquelle sind die Artenporträts beim Arbeitskreis Heimische Orchideen Baden-Württemberg.
Jedes Jahr wählt der Arbeitskreis Heimischer Orchideen Deutschlands eine Orchidee des Jahres und gibt eine kleine Broschüre dazu heraus. 2025 ist es die Grünliche Waldhyazinthe.
So sehr ich mich über eine genaue Bestimmung freue: Mir geht es vor allem um die Schönheit der Blüten.
Ein paar Dokumentationsbilder der Blätter und des Standorts mache ich trotzdem.
Wer weiß – vielleicht klappt’s mit der Bestimmung ja später doch noch. 😉
3. Wie fotografierst du heimische Orchideen am besten?
Tipp: Pack dir neben den praktischen Dingen noch Geduld, kindliches Staunen und Freude ein.
Ganz wichtig! Unsere heimischen Orchideen sind stark gefährdet. Der auffällige Frauenschuh z.B. braucht 6 Jahre und ganz spezielle Bedingungen, um überhaupt zu blühen.
Deshalb: Bitte schaue dich genau um, so dass du keine Orchideen zertrampelst bei deiner Fotografie.
Nicht immer gelingt dir dann eine optimale Perspektive oder der dichteste Abstand. Dann genieße den Anblick ohne das perfekte Foto und mache nur eins zur Erinnerung.
Tipp:
Nrchideenführungen von Naturschutzverbänden (BUND und NABU) oder dem Verband heimischer Orchideen. Lass dir diese Gelegenheit nicht entgehen.
Dort lernst du nicht nur viel über die Arten, sondern findest auch spannende Fotoplätze – die du später in Ruhe erneut besuchen kannst.
Objektive, Stativ und Zubehör
Als Objektiv zum heimische Orchideen fotografieren nutze ich vor allem mein Makroobjektiv oder des Universalzoom (24-70mm) mit Zwischenringen an meiner Nikon Z6.
In Naturschutzgebieten oder bei empfindlichem Gelände kommt ein Teleobjektiv zum Einsatz, um aus der Distanz zu fotografieren.
Wenn es weitgehend windstill ist, die Orchideen noch recht klein sind oder direkt am Hang stehen, nutze ich gerne ein Stativ. Dann kann ich mittels Fokusstacking trotz weit geöffneter Blende eine gute Schärfe erreichen.
Meist fotografiere ich jedoch aus der Hand.

Licht ist entscheidend: Für Gegenlichtaufnahmen und schönes Bokeh solltest du eine Lampe oder einen Reflektor dabeihaben, so leuchten deine Orchidee auch, wenn sie im Schatten liegen.
Im Gegensatz zum Einsatz eines Blitzes, arbeite ich oft mit regelbaren LED-Lichtern (z. B. Lumis von Rollei), bei denen ich Helligkeit und Farbtemperatur flexibel anpassen kann – und schon beim Komponieren sehe, wie das Licht fällt.
Kameraeinstellungen
Leider gibt es, keine universelle Antwort auf die Frage: Welche Einstellungen soll ich nehmen?
Aber hier sind meine bewährten Erfahrungen:
ISO: Beim Fotografieren aus der Hand verwende ich meist Auto-ISO.
Auf dem Stativ passe ich die ISO den Lichtverhältnissen und Windbedingungen an. Oft stelle ich sie etwas höher als 100, um möglichst kurze Belichtungszeiten zu bekommen.
Blende: Die Wahl der Blende ist – neben der Perspektive – das Gestaltungsmittel beim Orchideen fotografieren. Für einen sanft verschwommenen Hintergrund nutze ich eine offene Blende (kleine Blendenzahl, z.B. 2,8).
Willst du mehr von der Blüte scharf abbilden, besonders bei sehr nahen Aufnahmen, wo die Schärfentiefe sonst zu gering ist, schließt du die Blende z.B. auf 7,1 oder 8. .
Fokus: Ich nutze den Autofokus mit kleinstem Fokusfeld (oft als PIN bezeichnet).
Wenn das nicht funktioniert (kommt bei heimischen Orchideen öfters vor, da sie im Wind wackeln oder zu dichte Blütentrauben besitzen 😉), fokussiere ich manuell.
Solltest du nur wenig Fokusfelder haben, rate ich dir immer manuell zu fokussieren. Die Anleitung dazu findest du in meinem Blog-Artikel: Manueller Fokus.
3.2. Das Drumherum für ein schönes Bokeh
Kennst du meinen Blog Artikel zum Frühblüher fotografieren?
Obwohl unsere heimischen Orchideen oft größer sind als die Frühblüher, gilt auch hier:
Achte nicht nur auf dein Motiv, sondern auch auf alles drumherum.
Natürlich achtest du als erstes darauf keine Orchideen zu zertreten. Dadurch wird oft deine Perspektive eingeschränkt. Allerdings wachsen viele Knabenkräuter über eine ganze Wiese verteilt und du kannst an einige doch dichter heran gehen.
Nimm dir ein bisschen Zeit und beobachte fast meditativ die Umgebung deines Motivs.
Was stört? Was kannst du integrieren? Was kannst du rauszupfen, wegnehmen oder wegbinden.
Gerade einzelne (verwelkte) Grashalme entferne ich aus meinem Bild, wenn ich kann.

Zum Drumherum gehört auch: die Perspektive ganz bewusst noch mal neu zu überdenken. Willst du von unten in umstehende Bäume hinein fotografieren, so dass schöne Bokehkreise um die Orchidee herum entstehen?
Oder ist gerade viel zartes Grün drumherum und du möchtest den Kontrast zur farbigen Blüte?
Wenn du eine Perspektive mit einer Orchidee derselben Art im Hintergrund findest, kann dir das schöne Farbe ins Bild bringen oder eine Geschichte erzählen.
Tipp:
In der Regel ist ein großer Abstand zwischen Orchidee und Hintergrund am besten. So wird der Hintergrund schön unscharf.
Du willst mehr solcher Tipps?
Ich schenke dir meine Trickkiste für tolle Makrofotos bei Wind und regelmäßig Tipps auch zur kreativer Makrofotografie.

Viel Spaß beim heimische Orchideen fotografieren! Und wenn dir der Beitrag gefallen hat, teile ihn gern mit Foto-Freunden.
Mach dir dein eigenes Bild!
Die Kate
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Danke Dir Katja,auch wenn es für mich zu weit weg, da ja mitten in Österreich, ist.
Die Kate